– oder zum Couscous-Essen freitags nach Marokko

Am 15. April 2014 machte sich die Crew (Pascal, Stefan, Philipp) mit der HB-PHG auf den Weg, um über die Osterfeiertage die iberische Halbinsel zu erkunden. Allerdings sollte der Start etwas holprig werden, denn unser Fluggerät, die Piper Archer HB-PHG stand mit gebrochenem Bein (es war „nur“ die Dichtung des Bugrad-Stossdämpfers defekt) am Morgen des Abflugtages noch in der Werkstatt der AirLa in Langenthal. Nachdem ein auf 0 Stunden revidierter Motor montiert und das Interieur modernisiert wurde, stellte man diesen Fehler nach dem Testflug fest. Zum Glück wusste das Werkstatt-Team um den bevorstehenden Auslandsflug und reparierte davon unbeeindruckt das defekte Teil. Aus der geplanten Abflugzeit 10:00 wurde deshalb nichts. Da das Flugzeug erst relativ neu in unserer Flotte war, gab es noch keine BP-Tankkarte, weshalb wir kurzerhand die Karte der Cessna „für kurze Zeit entwendeten“. Dass dies im Laufe der nächsten Tag für kleinere Probleme sorgen würde, war uns zu dem Zeitpunkt nicht bewusst.
Mit etwas Verspätung konnten wir dann in Kägiswil abheben, denn wir hatten in Valence (LFLU) mit Überzeugungskunst den Eingangszoll für 13 Uhr angemeldet, mit der Auflage pünktlich zu sein. Auf dem Weg in den Westen stieg die Wolkenbasis allmählich an und mit dem starken Rückenwind waren wir nach 90 Minuten pünktlich in Valence. Die Landung bei 28KT Gegenwind war kurz und holprig. Wie zu erwarten war, erwartete uns kein Zöllner. Wir tankten und machten uns schnell wieder vom Acker in Richtung Tagesziel Andorra, denn es war mit dem Nordwestwind recht ungemütlich auf dem Flugplatz. Da es ein normaler Wochentag war, waren die berühmt berüchtigten Tiefflugzonen in Frankreich fast alle aktiv. Allerdings war die ATC sehr kooperativ und liess uns auf mehr oder weniger direktem Weg in Richtung Pyrenäen fliegen. Wir passierten Montelimar und das Château de Portes und überflogen das Languedoc-Roussillon. Mit den Pyrenäen im Hintergrund erhielten wir keine Antwort mehr von der Flugsicherung. Doch offenbar waren wir auf deren Schirm, denn mit Erreichen der ersten Hügel entliess uns der Controller. Als Schlechtwetter-Route haben wir uns einen Taleingang in der Nähe der Stadt Prades (westlich von Perpignan) ausgesucht, um auf diesem Wege den Gebirgszug zu queren. Allerdings war von schlechtem Wetter oder Wolken weit und breit nichts zu sehen. Also genossen wir auf dem „Alpenflug“ die teilweise noch verschneiten Gipfel der östlichen Pyrenäen und erreichten den Flugplatz von La Seu d’Urgell (LESU). Der Platz liegt auf einem Plateau oberhalb der Stadt und die Piste beginnt tatsächlich wie bei einem Flugzeugträger gleich hinter dem steilen Abhang. Eine zu kurze Landung wäre sehr ungemütlich. Anflug auf La Seu d'Urgell (LESU)Die Infrastruktur des sehr neuen Platzes ist perfekt. Hier wurden wir schon von sehr nettem Personal erwartet und konnten gleich unsere Tanks wieder füllen. Dabei wurde gleich bemerkt, dass unsere BP-Tankkarte nicht zu unserem Flugzeug passte. Nach einem Telefonat mit BP Spanien konnten wir trotzdem mit der Karte tanken. Der vorab bestellte Mietwagen aus Andorra stand parat und wir fuhren die 15km nach Andorra La Vella. An der Grenze machte sich K10 gleich unbeliebt, denn fotografieren wäre an den Grenzanlagen strengstens verboten. Die gemachten Fotos mussten unter Aufsicht gelöscht werden. Um nicht zu fern der Heimat zu schlafen, nahmen wir uns ein Zimmer im Holiday Inn, welches gleichzeitig auch das Schweizer Konsulat beherbergte. Im Hotel begegneten uns braungebrannte Skifahrer auf dem Weg zum Aprés-Ski. Wir machten uns auf den obligatorischen Stadtrundgang und besichtigten die Hauptstadt von Andorra. Da die Stadt in einem kleineren Tal als dem Sarner Aa-Tal liegt, geht alles viel enger zu. Verdichtetes Bauen bedeutet hier mindestens 7-stöckige Häuser. Die Frage nach der Haupteinnahmequelle dieses Zwergstaates beantwortet ein Blick in die Einkaufsstrassen. Man könnte sich glatt in St. Moritz wähnen, so viele Edelboutiquen und Shopping-Malls sind hier zu finden. In einer Moto-Biker-Bar bekamen wir unser After-Landing-Beer. Einige typische Mitbringsel (Zigarre, Piniensirup, Wildschweinsalami) fanden unter anderem den Weg in unser Gepäck. Wir fanden ein typisches Restaurant und hatten iberisches Schwein und andere typische Leckereien auf dem Tisch. Anschliessend planten wir bis Mitternacht den morgigen Flug.

Den Mittwochmorgen begannen wir mit einem Frühstück an der Autostrasse in einer Frühstücksbar nachdem wir die Flugpläne aufgaben. Kurze Zeit später erreichte uns ein Anruf der deutschen Flugsicherung in dem uns vom gecancelten ATC-Flugplan von Beas de Segura nach Cordoba berichtet wurde, da wir unsere Ankunft ausserhalb der regulären Öffnungszeiten avisierten. Wir erklärten der netten Dame jedoch, dass wir eine schriftliche Bestätigung für diese Landung hätten und auch ein entsprechendes NOTAM mit den verlängerten Öffnungszeiten aktiv sei. Damit war sie dann zufrieden. Während wir das Flugzeug startklar machten, versuchten die Flughafenmitarbeiter 2 streunende Hunde einzufangen. Nach dem Start überflogen wir weite, interessante Landschaften und erreichten unser erstes Tageszwischenziel: Castellon (LECN). Hier war viel Betrieb auf dem Platz (Firefighter, Parajumper, Touristen…) und wir wurden erneut mit unserem gecancelten Flug konfrontiert. Jetzt klärten wir mit einem Telefonat direkt in Cordoba die Lage ab und erhielten wiederum die Bestätigung, dass alles bestens sei. Also liess uns der Flugplatzchef wieder los. Zufälligerweise trafen wir die Crew einer Maschine aus Speck-Fehraltdorf (dem ehemaligen Betreiber unserer Maschine (HB-PHG)). Während dessen wurde die Maschine neu betankt. Der Weiterflug folgte entlang der Coastline unterhalb der TMA Valencia auf 1000ft MSL in Richtung der Stadt Gandia. Der Weg zu unserem nächsten Tageszwischenziel Beas de Segura (LEBE) führte über interessante Hochebenen.Beas de Segura (LEBE) Dort angekommen, fanden wir ein eher verlassenes Flugfeld mit 2 gekreuzten Pisten. In der Flugplatz-Beiz dann aber herrschte Hochbetrieb. Von aussen war das nicht erkennbar. Auf der Suche nach dem C-Büro wurden wir vom Koch durch die Küche in die Beiz geführt. Hier gab es eine herzhafte kleine Stärkung (typischer Jamon mit Spiegelei, Weissbrot und Oliven) und für die nicht weiterfliegende Crew ein erstes Afterlanding-Beer, es war schliesslich extrem heiss. Das hier produzierte Olivenöl war sehr schmackhaft, so dass wir gleich eine 3 Liter Kanne kauften. In der Beiz trafen wir einen lokalen Segelflieger der vom hiesigen Thermikflug-Paradies mit seiner ASK26E schwärmte. Wir machten uns auf den Weiterflug nach Cordoba (LEBA), welcher zwar ohne Funkkontakt verlief, sonst aber problemlos war. Dort angekommen erhielten wir wieder ein Telefon. Diesmal von ARO Almeria: weshalb wir unseren Flugplan nicht aktiviert hätten wurde gefragt. Wir hätten in Beas de Segura per Telefon unseren Abflug anmelden müssen. Wir klärten die Situation und nahmen ein Taxi in die Stadt zum Hotel Alverroes. Von dort machten wir wiederum einen abendlichen Stadtspaziergang. Hierbei trafen wir auf sehr viele, vor allem junge Menschen, die mit speziellen Gewändern verkleidet waren, fast wie beim Ku-Klux-Clan. Sie versammelten sich hauptsächlich an den Kirchen der Stadt. Wir fragten einen Polizisten, welcher uns prompt einen Plan über die bevorstehenden Osterprozessionen während der „Semana Santa“ aushändigte. Somit war auch klar, weshalb die Strassen so weihrauchgeschwängert waren. Ein wahres Volksfest, denn die ganze Stadt war auf den Beinen. Wir streiften durch die Altstadt (Juderia), bewunderten die typischen Sehenswürdigkeiten (Plaza de la Corredera, Walnuss-Tor, templo romano, Römische Brücke…) der um das Jahr 1000 zweitgrössten Stadt der bekannten Welt und wurden vom leicht afrikanischen Flair eingenommen. Die Mauren hinterliessen zweifellos einen bleibenden Eindruck. Gegenüber der Mezquita-Catedral nahmen wir ein typisches Abendessen (Rabo de Toro (Ochsenschwanz) und Salmorejo (ähnlich wie Gazpacho)) und beliessen es für diesen Abend dabei. Die Flugplanung verschoben wir wegen akuter Müdigkeit auf den nächsten Morgen.

Den 17. April begannen wir im Hotel mit einem reichlichen Frühstück und den noch ausstehenden Besuchen des Alcázar de los Reyes Cristianos und der Mezquita. Die Mezquita-Catedral ist insofern ein besonderes Bauwerk, als das sie ursprünglich als Hauptmoschee des Islam zur Zeit des maurischen Spaniens gebaut und immer wieder erweitert wurde. Ca. 450 Jahre nach ihrer Erbauung wurde sie zu einer christlichen Kirche geweiht. Heute gilt sie mit über 23.000m² Grundfläche als einer der grössten Sakralbauten weltweit. Im Inneren gibt es sowohl den für Moscheen notwendigen Mihrab (Gebetsnische, die in Richtung Mekka zeigt) als auch den für christliche Kirchen bezeichnenden Altar. Die Gebetshalle ist überspannt von hufeisenförmigen Bögen, wie auf 856 Säulen ruhen. Vor der Mezquita überquert die über 2000 Jahre „alte Brücke“ als Bestandteil der ehemaligen Via Augusta (1500km lange Strasse von den Pyrenäen bis zum Atlantik in Spaniens Südwesten) den Fluss Guadalquivir. Beeindruckt von so viel Geschichte machten wir uns mit dem Taxi auf den Weg zum Flughafen. Entgegen den gestrigen Versprechungen war der Tankwart (wegen der bevorstehenden Feiertage) nicht auf dem Platz. Hingegen wurde uns für die „Landing out of time“ - wegen der am Vorabend mindestens 3 Flughafenangestellte allein wegen uns 3 Stunden länger arbeiten mussten - wie bei unseren Vorabklärungen versprochen, der lächerliche Betrag von 34€ zusätzlich belastet. Unsere Planung sah den Flug nach Gibraltar mit Zwischenlandung in Jerez vor, da in Cordoba kein Zoll möglich war. Zusätzlich sollte das Benzin bis nach Granada reichen, denn Gibraltar hat kein AVGAS-Lager. Nach telefonischer Abklärung mit dem Handling-Agent (Menzies Air) in Jerez hinsichtlich AVGAS und technical landing und Wetterabklärung in Gibraltar (zwischenzeitlich hatte sich der Bodennebel etwas gehoben) flogen wir direkt nach Jerez (LEJR). In Jerez angekommen, erwartete uns dort viel Flugschulbetrieb (Hauptquartier von www.Fly-In-Spain.com ). Der AVGAS-Tankwagen kam dennoch zügig und auch Handling-Agentin Lola von Menzies Air begleitete uns umgehend zum C-Büro. Der Service war schnell, unbürokratisch und auch zahlbar (es lohnt sich, die Preise der verschiedenen Handling-Agenten vorgängig zu vergleichen!). Wir flogen wieder weiter, denn wir wollten heute noch die verbleibende Zeit am Nachmittag nutzen, um Gibraltar zu besichtigen. Im Abflug konnten wir die Formel-1-Strecke von Jerez sehen. Die Luft wurde erst über dem Atlantik ruhiger, denn die Mittagshitze sorgte für viel Thermik. Etwas später umflogen wir den echten geografisch südlichsten Punkt des europäischen Festlandes, nämlich Tarifa und betrachteten die vielen Windsurfer vor dem endlos langen, weissen Sandstrand. Genau mittig über der Strasse von Gibraltar näherten wir uns dem obligatorischen Victor-Punkt von Gibraltar (LXGB). Nach unserem Funkaufruf kam von Gibraltar-Approach ein herzliches Willkommen in gestochen scharfem Oxford-Englisch zurück, mit zusätzlichen Informationen über die Windverhältnisse, Vogelaktivität und der Nachfrage, ob Radar-Service verlangt sei. Der Radar-Service war bei akzeptablen VMC nicht nötig und wir konzentrierten uns auf den Anflug. Laut Anflugkarte wäre bei dieser Windrichtung und Windstärke im Anflug nicht mit grösseren Turbulenzen zu rechnen. „The Rock“ bot ein schönes Foto-Sujet, denn die Spitze war komplett in Wolken gehüllt, während sonst mehr oder weniger blue-sky herrschte. Im Anflug über die Bucht von Algeciras (Bay of Gibraltar) bat uns der Controller höflichst, nicht die Hafenanlagen zu überfliegen, das kann nur ein britischer Controller so machen! Die Piste wurde gesperrt, wir landeten auf diesem „Flugzeugträger“ bei 14KT Headwind und bekamen Standplatz 1 zugewiesen.HB-PHG in Gibraltar LXGB Handling-Agent Thomas von GibAir empfing uns herzlich, klärte die Passkontrolle und wir gingen zu Fuss in unser Hotel (Asur Hotel Campo de Gibraltar) auf spanischer Seite. Der übliche Spaziergang wurde wieder zu Fuss unternommen. Jedoch hatten wir dort etwas Wartezeit, da Stefan seine ID im Hotel vergass. Zum Glück, denn so konnten wir zusehen, wie sich die Wolken an der Spitze des Felsens immer mehr auflösten. Leider hatten die Touristenbüros alle schon geschlossen. So mussten wir uns auf eigene Faust einen Stadtrundgang zurechtschustern. Wir gingen zur Cable-Car-Station und erfuhren, dass die Steuerung der über 40jährigen Bahn von der Frey AG in Stans gebaut und offenbar immer noch gewartet wird. Oben auf „The Rock“ waren die Wolken ganz verschwunden und wir genossen die Aussicht und unser heimliches Ziel der Reise. Einige der berühmten Berberaffen liessen sich mehr oder weniger bereitwillig fotografieren und wir genehmigten uns unser wohlverdientes After-Landing-Beer in der Picadilly-Bar in Form von je 1 Pint englischem Ale. Danach fuhren wir mit einem Linienbus zum „Point of Europe“ – dem offiziell südlichsten Punkt Europas. Hier trennen Europa und Afrika nur rund 15KM Meer. Das Abendessen gab es im ältesten Pub Gibraltars „Star Bar“ und wie es sich gehört: 1 Pint Bier sowie Fish&Chips. Auf dem Rückweg dann noch Fotos by night und wenig los in der Stadt (offenbar wegen der Osterfeiertage). Im Hotel erwies sich die obligatorische Flugplanung als schwierig bis unmöglich, da das Internet im Hotel überlastet war. Denn wir hatten eine spontane Planänderung im Sinn: warum nicht einen kleinen Sprung nach Afrika wagen (wenn wir denn schon hier in der Nähe waren)? Allerdings bereitete dies dann etwas Kopfzerbrechen, denn dabei fiel uns auf, dass in Granada (unserem eigentlichen nächsten Ziel) auch ein Handling-Agent nötig sei – das hatten wir zu Hause bei der Vorplanung wohl völlig übersehen. Natürlich waren beide möglichen Agenten (IBERIA oder SERVISAIR) am Abend nicht mehr erreichbar. Auch der Alternate (Malaga) verlangte einen Handling-Agent und wäre noch dazu exorbitant teuer. Der Flug nach Tanger wäre jedoch problemlos machbar. Auch unser AVGAS-Vorrat würde für diesen „Umweg“ ausreichen. Unverrichteter Dinge mussten wir also zur Nachtruhe übergehen.

Der Morgen des Karfreitags begann mit Telefonaten mit den beiden Handlingagenten. Während SERVISAIR 119€ verlangte, bot IBERIA die gleichen Dienste (Zollabfertigung, Transfer zum Terminal) schon für 60€ an. Der Entscheid war somit gefallen und wir konnten so nach Tanger und von dort direkt nach Granada fliegen. Nach dem Frühstück konnten wir unser Gepäck im Flughafen abstellen und widmeten uns einer geführten Tour durch Gibraltar. Da wegen der Feiertage der Flughafen um 14 Uhr geschlossen würde, hatten wir dementsprechend wenig Zeit, aber der Führer meinte, dass sollte kein Problem sein. Er führte uns mit seinem Taxi zu den Herkules-Säulen, wir begingen die St.-Michaels-Cave (eine Tropfsteinhöhle mit wirklich grossen Hallen und Stalagmiten und Stalaktiten), liessen uns die Affen von wirklich nahem zeigen und bestaunten die „Great Siege-Tunnels“ (Höhlen, welche zur Verteidigung vor Angreifern schon 1779 in den Felsen gehauen wurden). Unser Führer (Alfred) war gebürtiger Einwohner von Gibraltar und sichtlich stolz darauf und er verstand es, mit Witz und Humor viele interessante Fakten zu und über Gibraltar und seine Besonderheiten zu vermitteln. Gegen 12:30 Uhr waren wir fertig, bezahlten die Landegebühr von rund 200€ (inkl. Handling) und konnten vorzeitig abfliegen. Der Tower genehmigte die Zeitänderung und wir stiegen in den Dunst über Gibraltar auf. Über der Strasse von Gibraltar lag eine Wolkendecke auf 2500ft MSL, und so mussten wir den Flug auf 1000ft bis nach Tanger (GMTT) fortsetzen. Tanger Control verlangte Überflüge von IFR-Intersections, aber wir fanden den richtigen Weg. Die Landung war wieder sportlich bei 24KT Gegenwind und wir waren die einzigen Privatflieger heute in Tanger. Scheinbar kümmerte sich der Sicherheitschef persönlich um unsere Abfertigung, denn alles klappte problemlos aber mit VIEL Bürokratie an den Linienflugpassagieren vorbei. Draussen nahmen wir ein Taxi in die Stadt (Fixpreis 10€!) und liessen uns in ein typisches Restaurant fahren. Der Fahrer erklärte uns, dass wir heute Glück hätten, denn traditionellerweise würden alle heute nach dem Freitagsgebet Couscous essen gehen. Das passte für uns. Das Restaurant „Annajma“ war gerammelt voll, aber das Essen war vorzüglich. Es gab riesige Portionen Couscous mit Hammelfleisch – hmmm lecker! Mit vollem Magen machten wir dann einen kurzen Streifzug durch den „petit socco“, sorgten für Souvenirs und genehmigten uns anschliessend in einer netten, kleinen Confiserie etwas Süsses mit heissem „thé à la menthe“. Der Taxifahrer versuchte, uns einen höheren Preis für den Rückweg abzunehmen, aber wir beharrten auf dem Fixpreis und wurden doch zum Flughafen gefahren. Hier ging der Formularkrieg wieder los und wir zahlten die 12€ (128 Dirham) Landegebühr. Die Meerenge war mittlerweile wolkenfrei und wir kamen ein weiteres Mal in den Anblick des Felsens von GibraltarGibraltar auf dem Flug von Tanger nach Granada und flogen weiter Richtung Malaga. Dort bekamen wir nach dem „crossing along the coastline“ auf 3500ft ein direct to Granada (LEGR). Der Anblick der schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada im Hintergrund von Granada war sehr eindrucksvoll. Wieder gab es eine Headwind-Landung bei 16KT und dann eine lange Wartezeit auf dem Apron, weil wir erst die Abfertigung einer Linienmaschine abwarten mussten. Wir nutzten die Zeit zur „Flugzeugputzete“ und klärten die Verfügbarkeit unseres vorbestellten Mietwagens ab. Der sehr genau (nach Checkliste) arbeitende Tankwart akzeptierte unsere BP-Tankkarte wieder einmal nicht. In der Stadt fanden wir unser Hotel erst beim 3. Anlauf, weil es viele Einbahnstrassen zu umgehen gab und zusätzlich die ganze Stadt wegen der Osterprozessionen gesperrt war. Den Abend liessen wir mit einem kurzen Rundgang in der Stadt und Abendessen in einer Tapas-Bar ausklingen. Aus unserer Heimat erfuhren wir per Telefon von den heftigen Schneefällen im Voralpengebiet, während wir in kurzen Hosen schwitzten. Der Hotelportier ermahnte uns, morgen sehr früh zur Alhambra zu gehen, um noch Eintrittskarten zu ergattern.

Unseren flugfreien Samstag wollten wir (Pascal und Philipp) dazu nutzen, die Alhambra zu besichtigen, während Stefan seiner geschäftlichen Verabredung in Malaga nachkam. Als wir ohne Frühstück um 7 Uhr am Ticketcenter der Alhambra ankamen, wurde uns klar, weshalb der Portier uns ermahnte: es standen um diese Zeit schon rund 350 Leute an den erst um 8:30 Uhr öffnenden Kassen an! Die Vorreservierung im Internet war erst für Termine in 1 Monat möglich. Hinzukommt, dass täglich nur 6600 Karten ausgegeben werden. Laut Monitor gab es für diesen Tag nur etwas über 400 Tickets im freien Verkauf. Also stellten wir uns erst mal an und warteten ca. 2 Stunden. Vor uns waren noch ca. 120 Personen, aber nur noch 80 verfügbare Tickets als wir uns schlussendlich ein Herz fassten und mit Schwarzmarktmethoden und zu Schwarzmarktpreisen im letzten Moment doch noch zu unseren Tickets kamen. Allerdings war die Eintrittszeit zu den Nasridenpalästen erst für 18:30 auf den Tickets vermerkt. Wir hatten also noch genügend Zeit. Zurück im Hotel genossen wir unser wohl verdientes Frühstück und planten unsere Besichtigung sowie schon den morgigen Flug (mit ungünstiger Wettervorhersage). Vor der Besichtigung der Alhambra gingen wir noch zum Aussichtspunkt „Mirador de San Nicolas“, von wo wir diese einzigartige Palastanlage vollständig überblicke konnten. Sie ist die einzige komplett erhaltene islamische Palastanlage der Welt und besteht aus der Verteidigungsanlage „Alcazaba“, den Nasridenpalästen mit dem Löwenhof und Löwenbrunnen (Herzstück der Alhambra) und dem Palast von Karl V. sowie der Sommerresidenz „Generalife“ mit prachtvollen Gärten. Wir besichtigten alle Aussenanlagen ausreichend, bevor wir um 18:30 Uhr Zugang zu den Nasridenpalästen erhielten. Die Baukunst, Architektur und Gestaltung der Innenhöfe und Räume im Palast sind einfach überwältigend. Nicht umsonst ist die Alhambra eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Europas und sollte bei jeder Andalusien-Reise auf dem Programm stehen. Von den vielen Eindrücken erschlagen und völlig gerädert verliessen wir die Festung um 20:00 Uhr und trafen uns zum gemeinsamen Paella-Essen in der Altstadt hinter der Kathedrale. Zufrieden mit den Tagesereignissen genossen wir das Abendessen und die immer wieder an uns vorbeiziehenden Osterprozessionen und begaben uns wegen der ungünstigen Wetterprognose zügig ins Hotel um die Flugplanung für den Heimweg zu machen. Wir wollten vor den angekündigten, in unserer Flugrichtung ziehenden Regenwolken herfliegen. Als Schlechtwetterroute planten wir, die Sierra Nevada südlich zu umfliegen, da wir das Gelände des nördlichen Plateaus nicht kannten. Dies bedeutete aber sehr viel Umweg, weshalb wir einen Zwischenstop in Murcia einplanten.

Tagwache am Sonntag, 20. April war um 6 Uhr. Beim letzten Wettercheck im Meteo-Office entschieden wir uns für den längeren Umweg. Wir umflogen die in Wolken gehüllte Sierra Nevada und waren vom deutlich besser als erwarteten Wetter südlich von ihr überrascht. So konnten wir einige Abkürzungen fliegen und erreichten Murcia San Javier (LELC) bei viel Sonne und Wind. Die schnelle Abfertigung, Betankung (diesmal wieder mit BP-Karte) und der günstige Preis (30€) kam uns entgegen und wir waren kurze Zeit wieder in der Luft in Richtung Requena. Vom Flugplatz Requena (LERE) hatten wir nur eine grobe Übersichtskarte aus dem Internet, was uns aber nicht weiter störte, denn die Piste war gegenüber dem bräunlichen Untergrund deutlich farblich abgesetzt erkennbar. Bei etwas Seitenwind landeten wir auf der schmalen Piste und fanden eine volle Flugplatz-Beiz (Ostersonntag) vor. Der Wettercheck für unser Tagesziel Barcelona-Sabadell war ernüchternd (Wolkenbasis auf 2500ft mit Regenschauern), aber wir wollten es versuchen. Die 6€ Landetaxe waren schnell gezahlt und wir waren wieder in der Luft. Nördlich von Castellon sanken wir dann unter die Wolkendecke und flogen der Küste entlang auf 1500ft. Valencia und Reus ermöglichten uns problemlose Crossings, sodass wir schliesslich auf der VFR-Route durch die TMA von Barcelona einfädelten. Zu unserer Überraschung kamen wir bei akzeptablen Verhältnissen in Sabadell (LELL) an.Anflug auf Sabadell (LELL) Sabadell ist der GA-Flugplatz für Barcelona, und sehr gut ausgestattet. Wir liessen gleich unsere Tanks wieder mit AVGAS füllen und warteten auf unser Taxi in die Stadt. Wir waren mit ein paar Freunden aus der Schweiz verabredet, die sich zufälligerweise zur gleichen Zeit mit dem Auto in Barcelona befanden. In der Stadt bezogen wir unser Hotel (Abba Sants) und begaben uns auf einen kurzen Stadtrundgang entlang der berühmten „La Rambla“. Da es recht windig war und teilweise leicht regnete, war es nicht so sehr angenehm. Am Stadthafen, am Fusse der Kolumbus-Säule, fanden wir ein Fisch-Restaurant und genossen wieder einmal allerlei Leckereien aus dem Meer. Die Flugplanung am Abend machte uns bewusst, dass wir eventuell einen Tag unfreiwillig Pause haben würden, denn es zog die Schlechtwetterzone, vor der wir schon aus Granada geflohen sind, hinter uns her und wollte an den Pyrenäen hängen bleiben. Wir befanden uns mitten im Staugebiet. Wir sahen nur die Möglichkeit, über dem Meer entlang der Küste in Richtung Frankreich zu entkommen, allerdings müssten wir dazu erst einmal aus dem Talkessel von Barcelona herauskommen (noch dazu liegt ganz Barcelona unter einem „VFR-prohibited-Luftraum“). Es gab laut Topographiekarten nur einen Sattel, der tief genug war, um wolkenfrei zu sein, wo wir es versuchen könnten, an die Küste zu kommen. So planten wir unseren Ausflug von Sabadell in Richtung Montpellier.

Der Ostermontag begann mit sehr tiefen Wolken und Regen in Barcelona. Vom Hoteldach aus begutachteten wir die Hügel rund um Barcelona und beschlossen, am Flugplatz auf ein Wetterfenster zu warten. Gegen Mittag wagten wir einen Versuch und schlichen unter den Wolken zu dem besagten Sattel und konnten tatsächlich einen Briefkastenschlitz ausfindig machen in dessen Hintergrund wir das Meer sahen. Danach ging es dann der Küste entlang, vorerst zum Teil auf unter 1000ft. Nördlich von BarcelonaWährend weiter nördlich über dem Land die Wolken weiterhin tief hingen, war ca. 1-3 Meilen über dem Meer der Himmel recht frei. So konnten wir auf angenehmeren 2500ft über dem Mittelmeer an Beziers vorbei nach Montpellier (LFMT) fliegen. Dort war dann wirklich CAVOK. Am OILIVA-Terminal zeigten wir uns überrascht vom wiederum akzeptablen Flugwetter bis in die Schweiz und sicherten uns mit einem Kontrollanruf in Kägiswil ab. Der Zöllner wollte vor betreten des Aprons unsere Lizenz sehen und wir starteten auf den letzten Abschnitt unserer Reise. Da wir das Ziel vor Augen hatten, verzichteten wir auf einen weiteren Zwischenstop und flogen dem Rhonetal entlang in Richtung Genf. Die Wolken zwangen uns zwar ein wenig, die Spitzen zu umfliegen, aber wir kamen wohlbehalten am Genfersee an und liessen uns von Geneva Information nochmals das aktuelle Wetter von Bern, Emmen und Alpnach geben. Entgegen des METAR hat es in Bern dann geregnet und wir mussten relativ niedrig die TMA kreuzen. Kurz vor dem Pilatus überholte uns noch ein PC12 mit Ziel Buochs, welcher in Bern auf dem ILS unter die Wolkendecke kam, bevor wir dann bei leichtem Nieselregen problemlos auf der Piste 03 in Kägiswil (LSPG) landeten.

Alles in allem war es wieder einmal eine wundervolle Reise, mit vielen schönen fliegerischen aber auch kulturellen Erlebnissen. Wir waren 19:57 Stunden in der Luft, konnten den Motor sicher gut einfliegen, haben aber auch einige Fehler bzw. Problemchen im Flugzeug gefunden, die wir natürlich unserem technischen Chef bzw. der Maintenance-Stelle mitteilten. Wir sind total ca. 2300 Meilen geflogen. Da wir glücklicherweise fast immer Rücken- oder zumindest Seitenwind hatten, betrug unsere Durchschnittsgeschwindigkeit über Grund rund 115KT. Wir haben auf der Reise etwa 700 Liter AVGAS verbraucht, somit betrug der durchschnittliche Verbrauch ca. 35 Liter/Flugstunde, dies vor allem deshalb, weil wir aufgrund der Einlaufvorschriften mit einem hohen Leistungssetting fliegen mussten.

 Route

Natürlich haben wir wieder viele (~1500) Fotos gemacht. Eine Auswahl findet Ihr wie immer auf der Galerie unter www.motorfliegen.ch . Wir möchten auf diesem Wege auch alle anderen Piloten motivieren, solche oder ähnliche Ausflüge zu unternehmen, denn neben den Erlebnissen erweitert man damit ungemein seinen fliegerischen Horizont und unterstützt damit gleichzeitig unseren Verein.

Eure Crew von HB-PHG (Pascal + Stefan + K10)