Wir (2x Stefan + Pascal) treffen uns zeitig auf dem Platz um wie geplant um 11 Uhr in der Luft zu sein (Fronleichnam ist der einzige Tag im Jahr, an dem Kägiswil bis um 11 Uhr gesperrt ist). Die Wettervorhersage meldet auf der ganzen Strecke problemlose VMC und auch die nächsten Tage soll es in England und Wales bei stabilem Hochdruckwetter bleiben. Beim Outside-Check unserer guten HB-PHG stellen wir eine geringe Oelspur auf der Bugradabdeckung fest. Eine genauere Kontrolle bringt uns nicht weiter und wir nehmen an, dass das Oel beim Nachfüllen daneben geschüttet wurde. Vor dem Abflug lassen wir noch eine Zollkontrolle über uns ergehen, dann geht's via Mörli und Bern Richtung Frankreich. Nachdem wir bei Dijon noch einige Wolken umflogen haben, landen wir sicher in Auxerre (LFLA). Von dort geht's weiter nach Caen (LFRK) wo wir bei einem Kaffee noch einmal die Route für die Kanalüberquerung besprechen. Nach dem Start umfliegen wir einige Sperrgebiete und überqueren unter der Aufsicht von Jersey Control und London Information den Kanal. Einige Meilen vor der Küste müssen wir unter den Hochnebel sinken, der sich wie ein breites Band der Küste entlang gebildet hat. Via Exmouth fliegen wir nach Exeter (EGTE), wo wir nun wieder bei Sonnenschein englischen Boden betreten.

Wir nehmen ein Taxi in die Stadt, beziehen unser Hotel und machen uns auf zur Stadtbesichtigung und zu unserem ersten englischen Nachtessen.
Am nächsten Tag stellen wir beim Aussencheck fest, dass wir wieder etwas Oel auf der Bugradabdeckung haben, die Menge ist aber minimal Wir reinigen das Ganze so gut wie möglich und versuchen erfolglos herauszufinden, woher das Oel wirklich kommt.
Danach gehts bei schönstem Wetter Richtung Westen. Nach einer guten Stunde Flug melden wir uns bei „Scillies Tower“, dürfen noch die Insel St. Mary's umfliegen und landen in Scilly Isles (EGHE) auf der Piste 15, die direkt an den Klippen endet. Eine kurze Taxifahrt bringt uns nach Hugh Town wo wir das am Vorabend mit viel Glück via Internet gebuchte Hotel beziehen. Zu Fuss machen wir uns zur Inselumrundung und Stadtbesichtigung auf. Abends gibt es – mangels normal zubereitetem Fisch - Fish and Chips in einem Restaurant mit Meersicht.St. Mary's

Am nächsten Tag starten wir nachdem wir noch ein paar Worte mit dem Türmer, einem ausgewanderten Schweizer, gewechselt haben. Unser erstes Leg bringt uns nach Perranporth (EGTP), einem ehemaligen RAF Stützpunkt mit 3 Pisten, der nun von ein paar älteren Herren betrieben wird. Wir kriegen Avgas, besuchen die nahegelegenen Bunkeranlagen auf den Klippen hoch über der Atlantikküste und erhalten ein paar Tipps für den Weiterflug. Nach dem Start geht es der Atlantikküste entlang Richtung Norden. Hier zeigt sich die Dichte der englischen Flugplätze in Cornwall. Immer wieder sieht man Flugfelder, z.T. nicht einmal auf der Karte eingezeichnet und praktisch immer gibt es 3 Pisten in unterschiedliche Richtungen. Beim Flug quer über den Exmoor Nationalpark suchen wir den Treborough Farmstrip, wo wir für eine Landung angefragt hatten, leider aber der Zuständige nicht erreichbar war. Beim Überflug des Strips sehen wir, dass eine Landung ohnehin nicht geklappt hätte, da das Gelände zur Zeit für eine Pferdeveranstaltung genutzt wird. Wegen einer Flugveranstaltung an der Küste wählen wir die Inlandroute um den „Bristol Airport“  via Bridgwater und Bath zu umfliegen und landen in Gloucestershire (EGBJ) mitten in den Abflugverkehr eines Fly-In's. Ein Taxi bringt uns nach Gloucester, wo wir im Travelodge Hotel unsere Zimmer beziehen, welche uns vom Personal am Flugplatz reserviert worden waren. Nach der Stadtbesichtigung – Gloucester liegt am River Severn (dem längsten Fluss im Vereinigten Königreich) und hat viele ehemalige Backstein-Speicherhäuser, die nun als Läden und Restaurants umgenutzt sind - gibt es ein indisches Essen, da uns die englische Küche bereits etwas verleidet ist.
Rosemarkte Airstrip
Am vierten Tag fliegen wir in den Südwesten von Wales. Ziel ist der Rosemarket Airstrip, ein privates Flugfeld direkt auf einem Golfplatz gelegen (zwischen den Löchern 5 und 6). Dank den Koordinaten aus dem Internet und GPS ist der Platz problemlos zu finden. Wir machen wie zuvor telefonisch instruiert einen tiefen Überflug damit die Golfer zur Seite gehen und landen dann sanft auf dem gepflegten Rasen. Nach einer Erfrischung im Clubhaus nehmen wir den Weiterflug der Küste entlang Richtung Norden nach Caernarfon (EGCK) unter die Flügel. Je weiter nördlich wir kommen, desto mehr machen sich die Ausläufer einer Front über Schottland bemerkbar. Zwischen Wolken und Nebelfetzen hindurch landen wir problemlos neben den Windturbinen die sich direkt auf dem Flugplatz befinden. Je nach Windverhältnissen darf hier eine der Pisten infolge dieser Windanlagen nicht angeflogen werden.Caernarfon
Wir machen einen Spaziergang zum Meer und nach einer weiteren Erfrischung geht's auf zum letzten Leg dieses Tages. Es führt uns vorbei an der Stadt Caernarfon über die wild-romantische Berggegend des „Snowdonia National Park“ (Parc Cenedlaethol Eryri) nach Welshpool zum „Mid Wales Airport“ (EGCW). Der Flugplatzverantwortliche organisiert uns ein B&B und wir werden vom Gastgeber mit dem Auto auf dem Flugplatz abgeholt und beziehen unsere Zimmer. Nach dem Zimmerbezug führt uns unser Vermieter in die Stadt, nicht ohne mit uns auf dem Weg noch einen Rundgang in seinem Unternehmen, einer Transportfirma, (www.talunjonesltd.co.uk) gemacht zu haben.
Nach der Stadtbesichtigung und dem obligaten Afterlanding-Beer geniessen wir das Nachtessen im besten Restaurant der Stadt. Es lohnt sich, hat es doch auf der Karte mehr als nur Burger oder Fish & Chips.

Am nächsten Morgen stellt sich beim Aussencheck heraus, dass unser Oelleck doch wohl etwas grösser geworden ist. Wir reinigen das Ganze wiederum und machen einen kurzen Standlauf. Es zeigt sich, dass die Verschraubung der Oelleitung vom Motorblock zum Oeldruckmesser im Cockpit undicht ist. Aufgrund der für heute geplanten Kanalüberquerung organisiert uns der Flugplatzverantwortlichen kurzfristig einen Reparaturtermin auf dem nahegelegenen Flugplatz Sleap. Wir starten in Welshpool und nach gut 10 Minuten landen wir – nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Identifizierung der 3 Pisten – sicher in Sleap (EGCV). Nach einigem Herumrollen finden wir den Hangar A wo „Shropshire Light Aviation“ untergebracht ist und zeigen Peter, dem Besitzer, unser Problem. Mit Hilfe von einigem Spezialwerkzeug wird das Leck nun fachmännisch repariert und wir können uns auf den Flug nach Shoreham machen. Westlich an Londen vorbei geht es südwärts bis an die Kanalküste wo wir auf dem „Shoreham (Brighton City) Airport“ (EGKA) landen. Ein französischer Pilot versichert uns, dass wir in Frankreich von England her kommend - obwohl England nicht zum Schengen-Raum gehört - auf jedem beliebigen Flugplatz landen dürften. Wir glauben ihm das und beschliessen daher, direkt nach Chartres zu fliegen und nicht wie geplant zuerst nach Rouen. Die Kanalüberquerung geht problemlos von statten und wir erreichen bei Fécamp die französiche Küste. Über Rouen fliegen wir nach Chartres (LFOR) wo wir noch tanken und uns dann ein Pilot vom lokalen Aeroclub mit seinem Auto auf eine Stadtrundfahrt mit nimmt und uns bei unserem Hotel ablädt. Hier zeigt sich, dass wir bei der Reservation im Internet wohl etwas falsch gemacht haben. Auf jeden Fall ist kein Zimmer mehr für uns frei. Die Dame an der Rezeption organisiert uns ein anderes Hotel, das sich aber leider nicht im Zentrum sondern in einer Industriezone ausserhalb befindet. Aufgrund der abgelegenen Lage beschliessen wir, den Abend im Hotel zu verbringen und Chartres am nächsten Vormittag zu besichtigen.

Am letzten Tag unseres Trips fahren wir zuerst in die Stadt und besichtigen die bekannte Kathedrale von Chartres und die Altstadt. Mit dem Taxi fahren wir danach zum Flugplatz. Da sich in Chalon-sur -Saône/Champforgeuil, unserer geplanten Destination, frühmorgens nur der Feuerwehrmann gemeldet hatte, versuchen wir wie von ihm vorgeschlagen, erneut eine Zollanmeldung für den Ausflug in die Schweiz zu machen. Leider ist nun aber das Personal von der Zollverwaltung in der Mittagspause. Wir beschliessen, die Übung abzubrechen und Annemasse anzufliegen. Ungefähr bei Beaune schliesst sich die Wolkendecke hoch über uns. Je näher wir zum Jura kommen, desto tiefer sinkt die Wolkenbasis. Via Oyonnax und Bellegarde schlüpfen wir unter der TMA Genf und einigen Regenwolken hindurch westlich an der CTR Genf vorbei und kommen gut in den Talkessel von Annemasse, wo die Sicht und die Basis wieder besser ist. Wir landen bei etwas Seitenwind in Annemasse (LFLI) und melden den Zoll an. Bei einem Croque-Monsieur im Flugplatzrestaurant überbücken wir die Stunde Wartezeit für den Zoll und nehmen dann das letzte Leg via Lausanne, Thun und dem Emmental nach Kägiswil unter die Flügel.

Fazit der Reise:
Grossbritannien ist auf jeden Fall eine Reise wert. Wir hatten ausserordentliches Wetterglück, da wir von einer stabilen Hochdrucklage profitieren konnten und die Meteo praktisch kein Thema für uns war. Das ist eher die Ausnahme, so dass man normalerweise wohl etwas mehr Zeit einrechnen müsste.
Viel geholfen hat uns auf dieser Reise die Website www.fliegen-in-uk.de, wo es wertvolle Tipps und gute Inputs zum Fliegen in England gibt. Ausserdem ist es empfehlenswert, sich vor dem Einflug nach England mit den verschiedenen „Service Levels“ (basic service, traffic service, etc.) der englischen ATC auseinanderzusetzen um auf die unausweichliche Frage „which service do you request“ eine Antwort zu haben oder noch besser, den Service Level gleich beim Aufruf zu verlangen.

Weitere Fotos sind in der Galerie zu finden: England und Wales

Route