Ursprünglich hatte Martin (der Vogel) mit mir nach Rumänien ausfliegen wollen. Weil dort Avgas nicht leicht erhältlich ist, wurde der Plan auf Eis gelegt und wir durften uns spontan dem Pfingstausflug der FGSK nach Kroatien anschliessen.

Weil der Wetterbericht nicht sehr verheissungsvoll war, wurde dieser dann auf zwei Tagestrips mit dem Ziel Linz (ja genau, der Geburtsstätte dieser Torte) gekürzt.

Freitag

Am Freitag zeitig wurde in Kägiswil nochmals gebrieft, Pascal erfasste die letzten Änderungen für den Zoll, Kobi schwebte mit der PHG frisch ab Service von Langenthal her ein und Remo erledigte noch seinen Business-Call. Danach konnte es losgehen. Das Gruppetto mit Pascal, Kobi, Jonas, Raffi, Remo, Martin und mir startete bei sommerlichem Wetter mit der PHG, PNG und SGK Richtung Nordosten. Augsburg war das erste Ziel. Auf verschiedenen Routen (u.a. vorbei am Schloss Neuschwanstein) erreichten wir den Flugplatz mit der tollen, leider geschlossenen Bar. Auf dem Weiterflug taten wir gut daran, nördlich der CTR München zu bleiben. Im Süden gewitterte es schon. Es ging ostwärts an beeindruckenden Towering Cumulus vorbei. Der eine oder andere nutzte die Gelegenheit, sein Flugzeug auf dem Weg schon mal etwas zu waschen… Der Donau entlang über Passau erreichten wir bei schönstem Wetter Linz. Remo wurde für seinen vom Tower vorgeschlagenen short Approach mit 10 Knoten Rückenwind am Funk mit den Wophoca thumb l img 20170602 101736 neuschwansteinrten verabschiedet ‚thanks for the nice maneuver‘. Die Österreicher haben Charme! Die Tankerei wurde ebenso freundlich abgewickelt. So konnten wir uns schon bald das Afterlanding-Beer schmecken lassen. Ich muss schon sagen – das fährt auf leeren Magen viel besser ein… Vom Hotel aus erkundeten wir später die schöne Altstadt von Linz, genossen einen wunderbaren Sommerabend und erfuhren, was ‚Schulterscherzel‘, ‚geschmorte Rinderwangerl‘ und ‚Beuscherl‘ sind. …Und dass es bei uns zuhause definitiv leichter ist, eine dieser Linzertorten zu bekommen!

Samstag

Die Planung für den Rückflug, welche am Abend schon ein bisschen in den Köpfen stattfand, wurde beim Morgenessen nochmals besprochen. Die Wettervorhersagen für Samstag waren gut. Die Gewitter dürften bei frühem Start kein Problem werden. Der Wetterbericht für Sonntag versprach nach Durchzug einer Front wieder besseres Wetter. Der Flug von Freitag machte Lust auf mehr und Martin und ich konnten noch etwas verlängern. So wartete ein interessanter Rückflug durch die Alpen mit Zwischenhalt in Innsbruck auf die Crews der PHG und der PNG. Für die SGK ging es weiter Richtung Nordosten. Wir wollten unbedingt noch den bekannten Bautz’ner Senf probieren (okay, zu diesem Zeitpunkt kannten wir den noch gar nicht). Der nächste Tankstopp war im nördlich gelegenen Hof-Plauen. Über den wunderbaren tschechischen Teil des Böhmerwaldes mit viel unberührter Natur gelangten wir dorthin. Der sehr freundliche Mann vom Tower machte dort dann gleich mal eine Art Rampcheck. Wir hatten Zeit und der Platzwart auch. So durften wir noch den Hangar mit beeindruckenden Businessjets besichtigen, unsere doch schon sehr arg von Insekten befleckte SKG ein bisschen reinigen, das wunderschöne (und ziemlich alte) Feuerwehrauto bewundern und einiges über das gleich beim Flugplatz gelegene, samstags leider geschlossene Restaurant erfahren. …etwas zu Essen, oh ja, das wär nicht schlecht gewesen! Als er erfuhr, wohin uns der Weiterweg führen soll, sagte der Mann nur: ‚habt ihr eine Lebensversicherung abgeschlossen? …haha, nur ein Scherz. Auch im Osten leben nette Leute.‘ Mutig starteten wir trotzdem Richtung Osten und statteten auf dem Flug der sächsischen Schweiz einen Besuch ab. Südlich von Pirna folgten wir dem beeindruckend breiten und tiefen Flussbett der Elbe und bestaunten die Festung Königstein und schroffe Felsformationen. Die Gegend ist definitiv ein Besuch wert! Die Landung in Bautzen versprach schon nach dem ersten Funkspruch interessant zu werden. Die Dame vom Tower sagte, dass nur 900 m des sonst mehr als doppelt solangen Runways verfügbar seien. Auf die Rückfrage, ob sie uns also auf dem Grassrunway haben wolle, erhielten wir keine klare Antwort. Wir beschlossen, die Sache beim Überflug zu checken. Oh ja, da unten war etwas los. Sah nach einem Openair aus. Eigentlich eher ein grosser Campingplatz als ein Flugplatz. Und plötzlich sah man noch zwei Autos in schnellem Tempo die Piste runterbrettern. Okay also noch ein Rennen… Wir entschieden uns deshalb für den Grassrunway, wie vom Tower gewünscht mit long landing (dort stand nämlich auch noch ein Auto für die Zeitmessung des Rennens). Die sehr sympathische junge Frau vom Tower versorgte dann unsere SGK mit Avgas und bestellte uns ein Taxi. Sie erzählte auch, dass ein Teil der Piste für das immer über Pfingsten stattfindende VW-Treffen mit 20‘000 autobegeisterten Teilnehmern gesperrt sei. …jetzt war alles klar. Wir zurrten die SGK noch für den Durchzug der prognostizierten Kaltfront fest. Die tolle Bleibe in Bautzen bot einen eigenen Biergarten mit Selbstgebrautem. Dieses Afterlandingbeer schmeckte hervorragend und unseren Hunger konnten wir auch endlich stillen. Die Planung für den nächsten Tag wurde auch noch erledigt. Auf der Rückseite der Front wollten wir uns via dem bereits bekannten Hof-Plauen oder Erfurt nach Nürnberg und von dort Richtung Heimat durchschlagen.

Sonntag

In der Nacht auf Sonntag hatte es etwas geregnet. War’s das schon? Das Wetter am Morgen sah jedenfalls besser aus als erwartet. Die Wolkenbasis war gar nicht so tief. Die Gafor‘s zeigten Marginal bis Difficult mit Tendenz der Besserung. Also los... Vor Mittag hatten wir die SGK von den Gurten befreit und waren bereit. In Flugrichtung waren Schauer zu sehen, die Basis war schwierig einzuschätzen. Wir starteten über das VW-Festgelände Richtung Westen. Eine halbe Stunde später landeten wir …wieder in Bautzen. Die absinkende Basis hatte uns immer näher ans Gelände gedrängt und die Sicht in den Schauern war uns zu schlecht geworden. Also hatten wir den Rückzug angetreten. Wir warteten den Durchzug dieser Front deshalb am Boden ab. Beim sehr gastfreundlichen Lotsen im Tower Bautzen sassen wir dann bei Kaffee, durften den PC benutzen, hörten Geschichten aus der DDR-Fliegerei, schauten nach draussen in das Sch…wetter und wussten: richtig entschieden! Die Zeit verging richtig schnell. Nach 16:00 Uhr konnten wir den nächsten Versuch wagen. Bei sehr interessantem Flugwetter, knapp unterhalb der Basis im deutschen Luftraum Golf, ging‘s Richtung Westen. Die Crew war gefordert. Nach einer halben Stunde Flug war der berühmte Silberstreifen am Horizont zu sehen. Und bald flogen wir unter blauem Himmel. Da hatten wir nichts dagegen! Der Airport Nürnberg war schon recht busy im Vergleich zu den bisher angeflogenen Plätzen. Man empfing uns beim GAT sehr freundlich aber bestimmt: ‚wir schliessen dann gleich‘. Die Abwicklung der Landetaxen, Zoll und Betankung war wohl auch aus diesem Grund galaktisch schnell. Zwanzig Minuten nach der Landung konnten wir bereits wieder den Motor starten. Wir würden es noch bis nach St. Gallen schaffen, aber nicht mehr bis nach Kägiswil. Das war uns klar. St. Gallen schliesst um 20:00 Uhr, danach ist kein Start mehr möglich. Leider, denn das Wetter war nun top! Es war cool, in der Nähe von Airlinern am Holdingpoint zu stehen. …und schon waren wir wieder in der Luft. Bei wunderbarem Wetter besprachen wir etwa zwanzig Minuten vor St. Gallen nochmals die Landung. Dabei stiessen wir auf ein kleines aber doch wichtiges Detail, das bei der Planung übersehen worden war: ‚Der Flugplatz ist an folgenden Tagen geschlossen: …Pfingstsonntag…‘. Ja super, wir sind ja wohl die Oberdeppen!!! Okay – Alternativen? In der Schweiz mit Zollabfertigung: Zürich oder Bern. Bern ist weit und bringt uns für den Folgetag nicht viel, deshalb bestenfalls als Alternate. Zürich? Ja, das würde dem Martin gefallen. Telefonieren via Headset funktioniert aber leider nicht. So wird das schwierig mit einem Slot. Also gibt‘s eine weitere Nacht in Deutschland. Okay - ab zum ursprünglichen Alternate Friedrichshafen. Bei München Information meldeten wir unser Ausweichen nach Friedrichshafen. Man gestattete uns das Verlassen der Frequenz und wünschte ‚happy landing‘. Danke! Martin legte eine schöne Landung hin und wir durften auch gleich noch die Dienste des Tankwartes vor dessen Feierabend in Anspruch nehmen. Das schien unsere neue Spezialität zu sein. Beim späteren Nachtessen am Bodensee konnten wir dann einen atemberaubenden Sonnenuntergang bestaunen.

Montag

Der letzte Tag unserer Reise startete bei tiefer Wolkenbasis mit dem kürzesten Leg. Special-VFR aus der CTR Friedrichshafen heraus und auf direktem Weg in die base rwy 28 von St. Gallen. Flugzeit: acht Minuten. Nachdem wir der hübschen Frau am Schalter einige Schweizer Franken für die Landung bezahlt hatten, ging‘s gleich weiter. Das Wetter direkt Richtung Zürich sah nicht gut aus. Wir flogen deshalb via Walensee zum Zürichsee. Über den Hirzel, ohne Stau aber wegen der herrschenden Sichtverhältnisse doch nicht ganz mit Reisegeschwindigkeit, flogen wir Heimwärts. Der Kägiswiler FDL beobachtete unsere Landung und freute sich, an diesem Tag doch noch ein Flugzeug in der Luft gesehen zu haben. Wir freuten uns auch und kehrten mit einem vollen Rucksack an tollen Erlebnissen und lehrreichen Erfahrungen zu unseren Lieben zurück. …ah ja, im Rucksack befand sich natürlich auch noch etwas Bautz’ner Senf, mit dem Mann bei Frau übrigens sehr gut landen kann!

Es grüsst euch, Gregi

 

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Festung Koenigstein
Bautzen Rwy Camping