Eigentlich war der Ursprung zu dieser Reise ein Bericht über das Flugfeld Braganza LPBG.
Da es uns alle mal wieder in den Fingern juckte, einen gemeinsamen Ausflug zu machen, einigten wir (Pascal, Stefan, Cornel und Philipp) uns auf das Ziel Portugal bei einem Familientreffen. Ab Anfang Mai begannen wir, die Route grob zu planen und die entsprechenden Informationen (AVGAS, Zoll, PIREPs, …) einzuholen. Es sollten San Sebastian – La Coruna – Porto – Lissabon – Algarve angeflogen werden. Der Rückflug würde dann quer durch Spanien mit eventuellem Halt in Madrid führen.
In der Woche vor dem Abflugtermin zeigte die Wettervorhersage wenige Chancen für den pünktlichen Abflug. 2 Tage vor dem Start definierten wir dann die Route für den ersten Tag (Kägiswil – Bern – Brive-la-Gaillarde – Santander) in der Hoffnung auf weitere Wetterverbesserung.
Da wir zu viert mit der HB-PHG unterwegs sein würden, mussten wir das Gepäcklimit für jeden von uns auf 5kg senken, um noch ausreichend AVGAS mitnehmen zu können. Wir würden so jeweils mit MTOW fliegen.
Die Zollanmeldung in Brive (LFSL) machten wir zwar pünktlich per email (2 Tage vor Ankunft), aber aufgrund des „state of emergency“ (wegen der Anschläge in Paris im Jahr 2015 vorerst bis Juli 2017 verhängt) verlangte die Behörde dort ein komplett ausgefülltes Formular mit allen persönlichen Angaben, welches wir bis am Freitag nach einer Firstverlängerung um 15 Uhr nachreichten.
Am Samstag, 20.5. herrschte dann tatsächlich wider Erwarten Kaiserwetter über der Zentralschweiz. Die direkte Zollmöglichkeit in LSPG nutzten wir nicht, da das erste Leg nur kurz bis nach Bern ging. Dort wurde K10 gegen Mittag von einem Kurs abgeholt, um von dort dann nach Frankreich zu fliegen. Kurzfristig wurde jedoch die Route geändert, da westlich vom Massif central (METAR für LFSL zeigte 900ft OVC) einige tiefe Wolkenfelder hingen. So entschieden wir uns kurzerhand für eine Landung in Grenoble-Isère (LFLS) mit unangemeldeter Zollmöglichkeit. Vor dort wären wir dann frei, unter Umständen wegen Wetter überall im Euroland landen zu können. Die Landegebühr von knapp 8 € sowie AVGAS von BP bestätigten dann unseren Entscheid. Auf der über 3km langen Piste 27 konnten wir nach einem Straight-In-Approach sogar eine Rückenwindlandung mit 5kt mit ewig langem Ausschweben in Kauf nehmen. Das Personal war sehr freundlich und der Zöllner gab uns sogar noch kulinarische Empfehlungen für unser neu definiertes Tagesziel. Nach Carcassonne (LFMK) konnten wir nach dem Abflug (dann natürlich gegen den Wind) mit einer Flughöhe von maximal 6500ft über die doch wolken-verhangenen südlichen Ausläufer des Massif Central fliegen. Da es keine Luftraum-Einschränkungen gab, ging es mehr oder weniger direkt. Auf Montpellier INFO kam die Tonband-Ansage, dass kein Service angeboten werden könne. Wir schalteten dann auf eine APPROACH-Frequenz, um wenigsten irgendwo ein paar Funksprüche hören zu können. In LFMK (Carcassonne) nahmen wir auch wieder den direkten Anflug auch Piste 28. Diesmal aber bei böigem 12kt Seitenwind. Nach der Landung tankten wir gleich wieder nach und verzurrten das Flugzeug, nachdem uns der starke Wind den Inhalt einen Kniebretts auf dem Apron verteilte und die Kabinentür aushakte. Mit dem Bus fuhren wir in die Stadt zum Hotel, welches gegenüber der Festung (Altstadt) lag. Die Festung beherbergte im Mittelalter die eigentliche Stadt und ist auch heute noch bewohnt. Die Stadt liegt ebenfalls am Canal du Midi, welcher das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Sowohl die Cité de Carcassonne als auch der Canal du Midi gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir nahmen unser After-Landing-Bier in einer der Beizen in der Festung und suchten später ein Restaurant wo wir die Empfehlung des Zöllners ausch Grenoble, nämlich Cassoulet probierten. Dieser Eintopf mit weissen Bohnen, Speck, gepökeltem Schweinefleisch und Würstchen ist sehr typisch für die Region Languedoc. Wir hatten noch je eine Hühnerkeule und regionalen Wein dazu. Es schmeckte allen vorzüglich. Nach der Crème brûlèe nahmen wir noch einen wohltuenden Digestif aus Zitrone bzw. Minze. Der Rückweg führte über den Fluss Aude wo wir von der Brücke noch einige Biberratten / Nutria beobachten konnten. Im Hotel planten wir noch kurz den kommenden Flug nach Santander (LEXJ) und A Coruña (LECO).
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen fanden wir am Flughafen gegen 10 Uhr keine Menschenseele. Ein Funkruf an den Tower verriet uns, dass wir mit einem Zahlencode durch ein Tor bei der Flughafenfeuerwehr zum Flugzeug kommen können. Auf dem Vorfeld stand noch einen Maschine der MFGZ, die gestern wohl spät landete und nun schon wieder im Abflug war. Bei 3kt Wind konnten wir uns die Piste aussuchen und fragten nach einem Ausflug über die Stadt für ein paar Fotos an, welcher uns freundlich genehmigt wurde. Anschliessend stiegen wir auf FL115 und genossen einen traumhaft ruhigen „Alpenflug“ über den Pyrenäengipfeln. 1 ½ Stunden flogen wir so in Richtung Bilbao VOR. Beim ersten Kontakt mit Madrid Control (immerhin noch über 90 Meilen von Santander entfernt) bekamen wir auch gleich schon die aktive Piste für unseren Zielplatz mitgeteilt. Bilbao (LEBB) überflogen wir nördlich und wurden dann freundlich von Santander (LEXJ) entlang der Küste an das Hafenbecken von Santander gelotst. Nach dem Refueling vertraten wir uns kurz die Beine, und mussten durch die reguläre Sicherheitskontrolle wieder zum Flugzeug. Der abgestempelte Flugplan diente uns dafür als Bordkartenersatz. In der Sicherheitskontrolle schlug dann schon zum 2. Mal bei einem von uns der Sprengstoffdetektor Alarm, nachdem dieser auch in Bern (LSZB) positiv ansprach. Das Sackmesser eines anderen wurde erst freigegeben, als klar war, dass wir Privatpiloten wären. Nachdem wir dann zum Start einer RyanAir-Maschine den Vortritt lassen mussten, flogen wir entlang der nordspanischen Küste auf 2000ft in Richtung A Coruña (LECO). Die ATC war sehr kooperativ und auch der Anflug auf den etwas höher gelegenen Flugplatz LECO war spannend. Das Taxi brachte uns in die Stadt ans Hotel direkt am Stadtstrand Riazor. In der Altstadt fanden wir eine Bar für unser After-Landing-Bier, aber noch nichts zu essen (erst ab 19:30 Uhr). Danach vertraten wir uns noch ein wenig die Beine bei einem Stadtspaziergang entlang des Stadthafens. Bei einer Kirche fanden wir eine Tapasbar wo wir eine kleine Vorspeise (Muscheln, Campignons, Schinken …) bekamen. In einer nur von Einheimischen besuchten Bar bekamen wir unser Abendessen (Meeresfrüchte) und eine Flasche Rioja. Dabei fielen wir den Entscheid, Porto auf unserer Reise auszulassen und am nächsten Tag nach Lissabon zu fliegen.
Unser Morgenspaziergang führte uns an den beiden grossen Stadtstränden entlang vorbei am „Haus des Menschen“ und dem Aquarium „Finisterrae“ zum Herkulesturm. Der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt wurde im 2. Jahrhundert von den Römern errichtet und soll der Legende nach aus dem Felsen errichtet worden ein, auf welchem Herkules erfolgreich einen 3-tägigen Kampf gegen den Riesen Geryon kämpfte. Da wir uns beim Spaziergang etwas mit der Zeit verschätzten, mussten wir eine Delay-Meldung für unseren Flugplan einreichen, konnten dann aber wie geplant über die Stadt in Richtung „ans Ende der Welt“, dem Cabo de Finisterre fliegen. Dieses Kap liegt liegt ca. 60km westlich von Santiago de Compostela, und gilt vielen Jakobspilgern als das eigentliche Ende des Pilgerweges. Unterkunft in der Pilgerherberge erhält offenbar aber nur derjenige Pilgerer, welcher zu Fuss, mit Pferd oder Fahrrad den Weg von Santiago nach Fisterra zurücklegt. Wir flogen zum Glück nur oben drüber und wollten diese Nacht in Lissabon übernachten. Um etwas vom Kap zu sehen, flogen wir natürlich recht tief, weshalb sich Santiago Approach einige Sorgen machte und uns mehrfach versuchte zu erreichen. Wir überflogen die Grenze nach Portugal bei Cerval und landeten in Viseu (LPVZ) bei über 30°. Hier wurden wir zu einem ca. 1-stündigen Zwangsaufenthalt verpflichtet, da uns die Sicherheitsleute nicht zusammen mit dem Linienflug nach Funchal (Insel Madeira) auf dem Flugfeld haben wollten. Wir fanden in der Nähe ein Restaurant an einem Schiessplatz und nahmen eine Cola im Schatten. Unsere Verständigung verlief grösstenteils in Französisch ab, da niemand von uns der portugiesischen Sprache mächtig ist und diese sich auch nicht so leicht erschliessen lässt. Der folgende Flug nach Cascais (LPCS) würde entweder im Landesinneren durch freien Luftraum führen, oder aber wie wir uns das vorstellten, entlang der Küste, aber die längste Zeit durch die militärischen Sperrgebiete LP-R60B und LP-R42B zum westlichsten Punkt Kontinentaleuropas – dem Cabo da Roca. Wir stiegen bei Viseu auf 3500ft und meldeten uns bei Lisboa Militar / Info und äusserten unseren Wunsch. Zu unserer Freude kam die Antwort „your flight is coordinated“ sehr zügig. So wurde fast unsere komplette Flugvorbereitung zu Makulatur, denn wir blieben, mit ordentlich Rückenwind, auf dieser Frequenz bis zum Anflug auf Cascais. Am Cabo da Roca durften wir sogar auf 1500ft sinken, wobei wir auch auf 1000ft flogen und machten unsere Fotos. Der Anflug auf LPCS, den GA-Flugplatz für Lissabon, verlief dann ebenfalls ohne Aufreibung, denn die publizierten VFR-Tunnels durch bzw. um den komplexen Luftraum Lissabons herum liessen wir komplett aus und waren „HB-PHG number 2, next report final“. Bei etwas böigem Seitenwind landeten wir sicher auf RWY35 und warteten dann eine Weile auf das AVGAS. Im C-Büro machte uns der Mitarbeiter darauf aufmerksam, dass vor dem Einflug in portugiesisches Hoheitsgebiet eine Autorisation von der zuständigen Behörde einzuholen wäre. Diese würde vor allem auf dem Flugplatz Cascais kontrolliert. Nichtvorhandensein bedeutet keine Landeerlaubnis bzw. Umleitung auf einen der 3 grossen internationalen Flugplätze mit entsprechender Gebührenfolge. Wir hatten zwar davon gelesen, aber diesen Hinweis nicht für voll genommen. Und nach unserer 1. Portugiesischen Landung in Viseu hatte uns niemand danach gefragt. Unser Taxifahrer war sehr gesprächig und gab uns eine kleine Stadtführung. Im Hotel erlebten wir dann eine Überraschung, denn eines der beiden Doppelzimmer wurde durch ein Hotelportal vermittelt, obwohl dieses gar nicht mehr frei war. Zum Glück reagierte der Hotelier kulant, indem er in einem benachbarten Hotel ein Zimmer zu gleichen Konditionen organisierte. Nach diesem Vorfall prüften wir immer die verfügbare Zimmerzahl vor anstehenden Hotelreservationen. Wir gingen zu Fuss auf den Hügel mit dem Castello São Jorge, schafften es aber nicht bis ganz oben, hörten hier und da der melancholischen Fado-Musik in einigen Restaurants und blieben in einem kleinen Restaurant mit einem Spassvogel als Kellner hängen. Es gab wieder Meeresfrüchte mit Reis, Tintenfisch und Sepia. Unser Rückweg führte uns über das Kneipenviertel der Stadt zu einem der vielen Miradouros (Aussichtspunkte) gegenüber des Castello S. Jorge. Ein Dessert fanden wir zwar nicht, dafür gab es noch einen Schlummerbecher gegenüber des Hotels.
Unseren flugfreien Tag begannen wir mit einem üppigen Frühstück im Café Nicolau. Danach nahmen wir einen weiteren Anlauf auf das Castello São Jorge und besuchten sowohl die Festung als auch das archäologische Museum. Im Festungshof liefen zur Freude der vielen Besucher viele Pfauen, die das eine und andere Mal auch ihre volle Pracht des Federkleides zeigten. Ebenso kamen wir in den Genuss einer „Stadtführung über die Dächer von Lissabon“ in Form einer Camera-obscura-Vorstellung. Von dort nahmen wir angesichts der schon hohen Temperaturen das Tram Nr. 28 und fuhren teils auf abenteuerlich engen und steilen Streckenabschnitten quer durch die Stadt. In den alten Wagen der Tram existieren mehr Stehplätze als Sitzplätze, was es bei überfüllten Wagen zu einem Glücksspiel macht, an der gewünschten Haltestelle auszusteigen. Wir verpassten die Basilica da Estrela auch um eine Haltestelle, besuchten diese und gönnten uns anschliessend in der Mittagshitze eine feine Glace. Unser Weg führte uns weiter zu den grossen Monumenten in den Stadtteil Belém, wo wir zwischen dem Denkmal für die Entdecker (Padrão dos Descobrimentos) und dem Torre de Belém (alter Leuchtturm, welcher das verheerende Erdbeben von 1755 überstand) auf der Uferpromenade des Tejo an einem fliegenden Tapas-Stand eine erholsame Pause einlegten. Wir wähnten uns fast wie in San Francisco, denn die Brücke des 25. April sieht der San Francisco Bay Bridge täuschend ähnlich. Später kauften wir die nur hier erhältlichen originalen Puddingtörtchen (Pastéis de Belém) und sahen uns noch ein Model des Flugzeugs an, mit welchem der portugiesische Offizier Carlos Viegas Gago Coutinho mit seinem Partner erstmals 1922 den Südatlantik von Lissabon nach Rio de Janeiro überquerte. In Richtung Hotel ging es wieder in der Tram, diesmal auf Sitzplätzen, was denn auch bei einigen von uns zu Sekundenschlaf führte. Im Hotel kurz frisch gemacht ging es dann zum Abendessen in eine Churrascaria, wo es brasilianisches Barbecue, also Fleisch in Hülle und Fülle, gab. Dabei entschieden wir, dass wir auf unseren morgigen Kurzausflug zum Pena Nationalpalast bei Sintra zugunsten eines Badeabstechers an die Strände der Algarve verzichten würden. Auf dem Rückweg ins Hotel wurden wir mehrfach von dubiosen Gestalten angesprochen, um deren, in kleine Tütchen verpackte Ware, zu kaufen.
Das gestrige Frühstück hatte es uns so angetan, dass wir unsere Flugplanung im Café Nicolau machten. Ein NOTAM mit Luftraumsperrung südlich von Lissabon machte uns auf die Küstenwachen-Übung „CoastEx17“ aufmerksam. Wir fuhren mit einem alten Mercedes 190-Taxi zum Flughafen. Der Wagen hatte laut Angaben des Fahrers schon über 800.000km auf dem Tacho und fuhr dementsprechend lahm (auf der Autobahn bergauf musste er die ganz rechte Spur nutzen, weil er mit knapp über 60km/h ein Verkehrshindernis darstellte). Kurz vor dem Flugplatz Cascais (LPCS) fuhren wir auch noch an dem LIDL-Parkplatz vorbei, auf welchem einige Wochen vorher ein Schweizer Kleinflugzeug abstürzte. Am Flugplatz angekommen standen 21,50€ auf dem Taxameter, und er gute Herr rundete doch glatt auf 30€ auf, mit der Begründung, dass wir auch Gepäck dabei hatten. Er bekam 25€ von uns. Während der Abflugvorbereitung fragten wir beim TWR Cascais um eine Fotoflugerlaubnis über den Pena Nationalpalast an. Dieser liegt jedoch in der CTR der Militärbasis Sintra und nochdazu existiert ein Sperrgebiet direkt über dem Nationalpark. Wir wurden nach dem Start an Sintra TWR weitergegeben, welcher uns erfreulicherweise sehr hilfsbereit in unser Zielgebiet lotste und uns dort freie Hand liess. Gleich neben dem Pena Palast befindet sich ein weiterer königlicher Palast, welcher 2 markante Schornsteine, ähnlich wie Kapuzen hat. Nach einigen Orbits über dem „Märchenschloss“, welches dem Schloss Neuschwanstein ähnelt und von Ferdinand II. (König von Portugal) in Auftrag gegeben wurde, sanken wir wieder auf 1500ft und flogen östlich am Flugplatz Cascais in Richtung Süden und fädelten in das VFR-Tunnel-System ein. Wir umflogen das CoastEx17-Sperrgebiet und umflogen mit dem Cabo de São Vicente den südwestlichsten Punkt Kontinentaleuropas. Der Leuchtturm hier soll der lichtstärkste Leuchtturm Europas sein. In Portimao (LPPM) erwartete uns dann ein böiger Seitenwind mit 18kt. Wegen des Windes war der Fallschirmsprungbetrieb vorübergehend ausgesetzt. Wir nahmen ein Taxi nach Lagos, denn Lagos soll die eindeutig schönere Stadt in dieser Region sein. Unser Hotel lag direkt am Praia Dona Ana, einem der malerischsten Strände der Algarve. Unterhalb der Steilküste erstreckte sich in einer kleineren Bucht goldgelber Sandstrand mit imposanten Felsformationen in Wasser und an Land. Wir nutzten den Nachmittag für ein paar Stunden Spass am Strand bzw. im Wasser bei recht starkem Wellengang. Danach gingen wir ins Dorf, umgingen den ehemaligen Sklavenmarkt, fanden eine Beiz für das obligate After-Landing-Bier, einige Souvenirs und später ein sehr gutes Restaurant (Casa de Prego), wo es für uns Thunfisch-Steak (nach Art des Hauses beinahe roh) bzw. Steak vom Schwarzen Schwein gab. Im Hotel (Carvi Beach Hotel) gab es in der Roof-Top-Bar noch einen Schlummerbecher. Die rudimentäre Flugplanung (Meteobriefing entfiel wegen CAVOK auf der gesamten iberischen Halbinsel) definierte Sevilla als nächstes Ziel.
Das ausgiebige Frühstück war nötig, denn bis am Abend sollte es nichts zu essen geben. Der Flug von Portimao (LPPM) nach Sevilla (LEZL) verlief unauffällig, bis auf den Notruf eines Airbus bei Faro Approach mit folgender Zwischenlandung wegen der Herzattacke eines Passagiers. In Sevilla wird ja bekanntlich der Militärtransporter A400M von Airbus montiert. Es fanden nach unserer Landung einige Testflüge (tiefer, hoher Go-Around, mit und ohne unterbrochenem Steigflug – sehr imposant, wenn man mehr oder weniger neben der Piste steht und auf den AVGAS-Tanker wartet) auf dem Flugplatz statt. 2 von uns klärten das Hotel ab, die anderen beiden durchquerten das Flughafengebäude auf der Suche nach dem C-Büro. Mit einem Bus fuhren wir in die Stadt, sahen auf dem Weg zu unserer Unterkunft den Torre del Oro und die Stierkampfarena und fanden schliesslich unser Apartment ohne den Portier vor. Erst ein Anruf verschaffte uns Zutritt. In einer Tapas-Bar nebenan gab es unser Bier mit jamon iberico. Bei immer noch 35°C machten wir einen kleinen Stadtspaziergang und besichtigten die Kathedrale (grösste gotische Kirche Spaniens), die Universität (ehemalige Tabakfabrik), gingen am Alcazar und dessen Gärten vorbei zur Plaza España. Weiter in der Altstadt gab es ein Zwischenbier mit Oliven zur Stärkung. Später dann zum Abendessen Fleischgerichte.
Wir hatten vor, heute Spanien zu durchqueren und in Castellón de la Plana (LECN) zu übernachten, weil es in Nordspanien kräftige Regenzellen gab, die in Richtung Pyrenäen ziehen würden. Den Madrid-Besuch hoben wir uns also für einen nächsten Ausflug auf. Es würde einen Zwischenhalt in Beas de Segura (LEBE) geben. Mit dem Taxi zum Flughafen und zum Sicherheitseingang. Dort wurden wir erst nicht beachtet und dann von Sicherheitsbeamten, die sich sichtlich nicht bemühten, eine Kommunikation zu ermöglichen (no inglese – schliesslich klappte es mit Google Translator), von Pontius nach Pilatus geschickt. Wir wurden zum GA-Entry-gate geschickt. Nachdem wir dort 3 Lieferwagen passieren lassen mussten, wurden wir nach der Quittung für die bezahlten Gebühren gefragt, die wir natürlich nicht hatten, weil wir bei der Sicherheitskontrolle nicht vorbeikamen um diese zu bezahlen. Also wieder zurück. Es durfte aber nur 1 Person durch die Kontrolle zum C-Büro. Der Sachbearbeiter dort beherrschte das 2-Finger-Adler-Suchsystem in Perfektion. Dementsprechend verzögerte sich alles. Glücklicherweise hatten wir die Block-Off-Zeit im Flugplan grosszügig spät veranschlagt. Von der Sicherheitskontrolle ging es dann zurück zum GA-Entry-gate, wo wir dann erst durch die Röntgen- und Personenkontrolle gehen konnten. Das Sackmesser war nur kurz Diskussionsgegenstand. Schliesslich starteten wir bei 2500ft OVC. Östlich von Cordoba riss die Decke dann auf, obwohl wir schon vorher ein Loch zum durchsteigen fanden. Wir flogen über unendlich viele Olivenhaine. Die Region Jaén im Nordosten von Andalusien erzeugt fast 25% der weltweiten Olivenölproduktion. Die Kleinstadt Beas de Segura liegt mittendrin. Der Flugplatz sieht verlassen aus, obwohl es 2 gekreuzte Hartbelagpisten gibt. Im Anflug antwortete uns der TWR von Beas de Segura immer Spanisch, während wir englisch antworteten und Positionsmeldungen durchgaben. Einzig Piste 27 haben wir uns zusammenreimen können (passte auch vom Wind). Am Boden erwartete uns ein Jeep mit einem netten Herrn mit Handfunkgerät (er war der Tower von Beas – den Tower konnten wir im Anflug als unbesetzt erkennen). Landegebühr 5€. Kurz nach der Landung rief dann auch schon die spanische Flugsicherung an, ums sich nach unserem Befinden zu erkundigen. Wir wurden ermahnt, vor dem Abflug dortwieder einenden Flugplan wieder aufzugeben und die Startmeldung telefonisch abzusetzen, da das Gebiet keine Funkabdeckung hat. Im Restaurant war diesmal nicht viel los, aber die Kellnerin bot uns die gesamte Speisekarte an. Wir verlangten regionale Spezialitäten und bekamen üppig Salat, jamon iberico, gegrillte Chorizo und noch Rippchen vom Grill aufgetischt. Jeder von uns kaufte noch eine kleine Flasche des dortigen Olivenöls. Dieser Zwischenstop war wieder einmal sehr zu empfehlen (wie auf unserer Reise vor 2 Jahren). Bei der Flugplanöffnung per Telefon wurden wir freundlicherweise auf die (uns bekannte) Wettersituation (isolated CB) auf unserem Flugweg aufmerksam gemacht. Bei Albacete Approach hatten wir opposite traffic, wurden aber gut separiert. Gleichzeitig probierten wir die Funktion des Autopiloten aus, die im GPS programmierte Route /FPL abzufliegen, was auch erfolgreich funktionierte. Castellón de la Plana (LECN) flogen wir an, bekamen aber nur vom Paradropper Infos zur Piste und seinen Absichten, in Kürze die Springer abzuwerfen. Da uns bekannt war, dass nachdem die Fallschirmspringer abgesprungen waren, keine Landung oder Start erfolgen darf, gab es von uns einen High-Speed-Approach, welcher mit dem Paradropper koordiniert und von ihm begrüsst wurde. Am Boden dann haben wir getankt und die im rechten Pneu fehlende Luft wieder nachgefüllt. Unser Hotel befand sich keine 200m gegenüber vom Flugplatz und auch ebenso weit vom Strand entfernt. Um 20 Uhr fanden wir noch einmal den Weg an den Strand und genossen bei untergehender Sonne ein Bad im sehr ruhigen Balearen-Meer. Eine sehr gut besuchte Strandbeiz bereitete uns Muscheln zu.
Beim Frühstück planten wir den Flug entlang der Küste nach Ampuriabrava (LEAP) kurz vor der französischen Grenze, um von dort nach Aix-en-Provence (LFMA) zu fliegen. Auf dem Platz war schon um 10 Uhr voller Fallschirmbetrieb. Unsere Anfrage nach der Start-Up-Erlaubnis wurde per Funk mit einem einfachen „no“ beantwortet. Als dann alle Springer am Boden waren, kam in gebrochenem Englisch mit spanischem Akzent: „HB-PHG you now can machine open“! Wir antworteten: „H-HG will now open machine“. Wir starteten auf der Piste 36 und flogen entlang der Küste über die mittlerweile wieder geschlossene Wolkendecke unter „VMC over the top“. Bei Reus TWR verlangten wir ein Crossing der CTR, wurden aber gezwungen, auf 2500ft zu sinken, was jedoch wegen der Wolken nicht möglich war. Kurz vor der CTR konnten wir sinken und mussten dann zwangsweise in die VFR-Route auf 2000ft einfädeln, um im Hinterland zwischen den Hügel Barcelona zu umfliegen. Bei Villafranca gab es dann wieder opposite traffic mit angestrengtem Suchen und Finden! Nach dem letzten (nördlichen) Punkt der VFR-Route (Mataro) kürzten wir ab direkt in Richtung Ampuriabrava. Dabei kreuzten wir den Flughafen von Girona. Der TWR dort liess uns westlich der QMS fliegen, bis der ankommende Traffic am Boden war, um uns dann ein schnelles Crossing nach Osten zu erlauben. Später lasen wir dann im Internet, dass die Abkürzung QMS für „extended runway centerline“ genutzt wird – wieder etwas gelernt. In Ampuriabrava war intensiver Fallschirmsprungbetrieb. Jedoch existieren hier keine Regelungen bezüglich An- und Abflug oder Start-Up. Wir wurden zur Landung freigegeben, obwohl noch Fallschirme in der Luft waren und links und rechts der Piste landeten. Wir flogen die kurze Piste recht tief an und tankten zu einem stolzen Preis etwas AVGAS nach. Auf dem Platz „steppte der Bär“. Offenbar wurde gerade ein Junggesellenabschied gefeiert, jedenfalls hatten wir je nach Windrichtung immer wieder eine starke Bierfahne in der Nase. Gleichzeitig war ein ständigen Kommen und Gehen der 2 Paradropper (Twin Otter). Nach unserem kurzen Stop rollten wir wieder zur Piste und mussten uns durch Ampuriabrava GND die Piste räumen lassen, da einige Fallschirmspringer mit ihren offenen Schirmen sehr nah an der Piste liefen. Wieder in der Luft meldeten wir uns bei Girona Approcimacion vom spanischen Luftraum ab und flogen an Perpignan, Béziers und Montpellier über der Küste entlang. Die Abkürzung über das Meer wollten wir wegen nicht vorhandener Schwimmwesten nicht nehmen. Es war sehr wenig VFR-Verkehr auf Montpellier-Info. Bei Montpellier mussten wir wieder auf eine VFR-Route sinken, um den recht komplexen Luftraum von Marseille zu queren. Auf 700ft AMSL überflogen wir unter anderem den Plage de Beauduc (Kitesurf-Hotspot & mit Autos befahrbarer Strand der Camargue). Wieder einmal gab es opposite traffic, welcher aber von Provence TWR gegenüber uns auf 1000ft separiert wurde, bis wir dann in unmittelbarer Nähe des Airport Marseille (LFMI) auf 1500ft steigen konnten. Der TWR-Controller war sehr freundlich und fragte uns, ob wir an der Pistenschwelle von RWY 13 die 2 wartenden Airliner im Blick hätten. Wir bestätigten und er bat uns, die Piste dort zu überfliegen. Wir boten ihm unsererseits ein Midfield-Crossing an, was er sofort annahm und nur noch ein „clear of RWY-axis“ einforderte. Netterweise koordinierte der Lotse noch mit dem TWR von Aix-les-Milles (LFMA) den Einflug in dessen CTR über den von uns gewünschten Einflugpunkt, während wir schon in der „right base RWY 14“ waren. Dabei sahen wir sehr schön das Aquädukt von Roquefavour, ein 393 m langes und eine Maximalhöhe von 82,65 m erreichendes Aquädukt des Canal de Marseille. Der Canal de Marseille wurde 1839 bis 1854 zur Wasserversorgung von Marseille unter der Leitung des Schweizer Ingenieurs de Montricher gebaut, hat eine Länge von rund 80km (ohne Verzweigungen in Marseille) und ein Gefälle von durchschnittlich 36cm pro Kilometer. Am Boden wollten wir Tanken, hätten dies aber 24h vorher anmelden müssen. Also Grass-Parking und mit dem Taxi in die Stadt. Der Taxifahrer fragte uns nebenbei (im Spass), ob wir auch Goldbarren mit uns führen würden, da wir aus der Schweiz kämen. In der Stadt gab es erstmal gegenüber des Hotels das After-Landing-Bier und danach einen kleinen Spaziergang. Zum Abend gab es dann Schnecken, Muscheln und Fisch. Etwas später in einer Bar genehmigten wir uns noch einen hier typischen Pastis als Digestif.
Der nächste Morgen war geprägt von der (erfolglosen) Suche nach dem C-Büro auf dem Flugplatz. Wir starteten in Richtung Norden wieder nach Grenoble (LFLS) bei bestem VFR-Wetter. In Grenoble war wieder nichts los. Wir tankten hier nochmals etwas AVGAS und flogen relativ direkt nach Lausanne (LSGL). Unsere Online-Zollanmeldung kam hier offenbar nicht an. Nach einer kurzen Wartezeit konnten wir aber unseren Flug fortsetzen in Richtung Kägiswil (LSPG), denn über Genf braute sich ein recht kräftiger Cumulonimbus zusammen. Entlang am Hohgant und der Schrattenfluh flogen wir über die Panaoramastrasse und Sierra-Point direkt auf die Piste 03 in Kägiswil (LSPG).
Nach knapp über 23 Flugstunden und wiederum zahlreichen Eindrücken beendeten wir unseren Auffahrts-Ausflug wohl behalten und sind in Gedanken schon wieder beim nächsten Flugziel.
Eure Crew der HB-PHG (Pascal T., Cornel Z., Stefan L. und Philipp K10)
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