Der erste FGSK-Auslandflug 2018 war geprägt von immer wiederkehrenden, ausführlichen Wetteranalysen und kurzfristiger Wahl der jeweils nächste Destination. Ziel war immer, die Nacht dort zu verbringen wo man angenehm hinfliegen konnte und am nächsten Tag noch immer Flugwetter vorfinden würde, um wieder wegzukommen.

 

Nachdem wir uns am Mittwoch, dem 28. März 2018 im Anschluss an die FGSK GV noch einmal über mögliche Ziele und die unsicheren Wetterprognosen unterhalten hatten, trafen wir uns am Donnerstag nach dem Mittag auf dem Flugplatz. Die Wetterprognosen sagten für Mittel- und Südeuropa für das ganze Osterwochenende unbeständiges Wetter mit Regen und Schnee voraus. Allein für Nordeuropa (Dänemark und Skandinavien) waren die Prognosen seit einigen Tagen stabil und kündigten ein Hoch an. Der letzte Wettercheck schien einen einigermassen problemlosen Flug nach Speyer (EDRY) zu erlauben, trotz einer aktuell im Mittelland durchziehenden Regenzone. So starteten wir mit unserer guten alten HB-PHG und mussten bereits beim Crossing von Emmen wieder auf 3000ft und tiefer sinken, weil die Wolken tief hingen. Man sah aber bereits über dem Baldeggersee bis in den Schwarzwald. Trotz dem schlechten Wetter wurden wir zu unserem Erstaunen von Zürich Information immer wieder auf Verkehr aufmerksam gemacht. Bei Bad Säckingen entschieden wir, statt unter den Wolken dem Rhein entlang. über die Wolken zu steigen und direkt das VOR Karlsruhe (KRH) anzufliegen. So überflogen wir den Schwarzwald auf 9000ft und fanden bei Baden-Baden ein schönes Loch um wieder unter die Wolken zu sinken, die Wolkenuntergrenze befand sich hier jetzt ungefähr auf angenehmen 5000ft.

Speyer
Speyer

Nach der Landung und dem Tanken in Speyer machten wir einen erneuten Wettercheck und entschlossen uns, die Nacht in Speyer zu verbringen, weil einerseits die Zeit für einen Weiterflug nach Hannover recht fortgeschritten war und wir andererseits davon ausgehen konnten, dass wir am Freitag von Speyer in Richtung Norden auch Flugwetter haben würden.

Der Freitag erwartete uns mit bestem Wetter und wir konnten unsere Reise wie geplant fortsetzen. Von Speyer ging es nach Hannover (EDDV) wo wir nach der Landung auf der 3800m langen Runway 09L vom Controller freundlich auf die für einmotorige Flugzeuge eigentlich vorgesehene Touch-down Zone aufmerksam gemacht wurden.

Nach dem Tanken, einem feinen Mittagessen und ausführlichen Diskussionen über die weiteren Ziele, waren wir wieder bereit für den Weiterflug. Wir hatten grundsätzlich vier Möglichkeiten für die nächsten Tage: 1) in Hannover bleiben und am nächsten Tag wegen schlechtem Wetter einen flugfreien Tag einlegen, 2) weiter nach Hamburg mit ebenfalls flugfreiem nächstem Tag, 3) weiter nach Dänemark mit Aussicht auf einen sonnigen Samstag aber unsicheren Prognosen für die Rückkehr am Sonntag und Montag, 4) in den Westen mit Aussicht auf einen teilweise sonnigen Samstag und gegenüber Variante 3 etwas besseren Prognosen für Sonntag und Montag und distanzmässig kürzerer Rückkehr. Wir wählten die letzte Option und entschieden uns für Lelystad (EHLE).

Nach dem Start ging es entlang des Wesergebirges, das wie eine Naht aus dem sonst flach anmutenden Gelände ragt, Richtung Westen. Schön zu sehen war dabei auch der Weserdurchbruch bei Porta Westfalica.

Auf der Frequenz von Bremen Information erhielten wir Antwort mit deutlich indischem Akzent und so amüsierten wir uns bei dem Gedanken, dass die DFS diese Stellen eventuell nach Indien ausgelagert hat… :)

Nach einem rund 75-minütigen Flug mit Rückenwind landeten wir mit etwas Seitenwind in Lelystad, auf 12ft unter MSL (Flugplatzhöhe -12ft).

Wir fanden ein Hotel in Harderwijk, einer kleinen Stadt auf dem „alten“ Festland die um einiges sehenswerter ist als das erst 1967 gegründete Lelystad.

Am Samstag erwartete uns wie vorausgesagt etwas dunstiges, sonst aber gutes Flugwetter. Die angekündigte Störung war über Nacht vorübergezogen und sass nun über dem Norden Deutschlands.

Wir nahmen den Bus zum Flugplatz und nahmen den geplanten Inselhopper nach Borkum, der westlichsten der deutschen Ostfriesischen Inseln, in Angriff. Die Route führte über das Ijsselmeer, via Ameland nach Borkum (EDWR). Nach einem Stück Torte im Dünenrestaurant flogen wir die direkte Route zwischen den Kontrollzonen von Groningen (EHGG) und Leeuwarden (EHLW) hindurch zurück nach Lelystad, wobei die ersten paar Meilen von eingeschränkter Sicht infolge Dunst geprägt waren.

Lelystad
Lelystad

 

Der Sonntag begann mit Ausschlafen und sonstigem Zeitvertrieb, da wegen der tiefen Wolkenbasis nicht an Fliegen zu denken war. Da wir die Situation so erwartet hatten, waren wir auch nicht weiter beunruhigt und erwarteten gespannt die Wetterbesserung vom Nachmittag. Wir hatten geplant, an diesem Tag entweder direkt oder via Lille (LFQQ) nach Nancy (LFSN) zu gelangen, je nach dem wie das Wetter in den Ardennen sein würde

Als wir um 14.30h auf dem Flugplatz ankamen, ergab der Wettercheck, dass in Lüttich, Luxemburg und auch südlich der Ardennen in Metz die Wolkenuntergrenze überall bei ca. 2700ft AMSL lag, die Ardennen aber bis ca. 2300ft hoch sind. So entschieden wir uns für die nordwestliche Flachland-Variante, bei der die Wetterstationen entlang der Route Wolkenuntergrenzen von 1000 bis 1300ft und Sichtweiten von meist mehr als 5000m meldeten. Beim Anflug auf Lelystad hatten wir bereits festgestellt, dass man mit 700ft (offizielle Flughöhe der Einflugroute für EHLE) noch genügend Abstand zu den Windrädern hat und somit auf den angepeilten 1000ft problemlos geflogen werden kann.

Wir starteten und nahmen auf einer Flughöhe von 1000ft südöstlich an Amsterdam und Rotterdam vorbei Kurs auf Dordrecht. Bei Rotterdam wurde vorübergehend die Sicht schlecht bevor es Richtung Middelburg endlich deutlich besser (CAVOK) wurde.

Schon bald waren wir im Anflug auf Lille, wo uns der Tower zuerst eine Route „direct to the field“ erlaubte, um sich kurz darauf zu korrigieren: „to avoid the city, I did not realize where you are“.

Wir erhielten die Clearance um auf der sich mit der 08/26 kreuzenden Piste 19 zu landen und erhielten die Anweisung „next report when speed under control“ - nicht ganz alltäglich für uns.

Wir nahmen den Shuttle-Bus in die Stadt und trafen uns nach dem Zimmerbezug zur Erkundung der Stadt, die durchaus sehenswert ist. Beim Nachtessen genossen wir „nordische“ (aus französischer Perspektive) Spezialitäten und das lokale „Ch'ti blonde“ (Bier).

Pas de Calais
Pas de Calais

Am Ostermontag fuhren wir zeitig mit dem Bus zum Flughafen, bezahlten die Landetaxe und liessen uns zu unserem Flugzeug transportieren. Die Prognosen versprachen eine problemlose Rückreise in die Schweiz bei leichter Bewölkung und Gegenwind.

Nach dem Start nahmen wir Kurs Richtung Südosten, vorbei an Valenciennes, Charleville-Mézières und Verdun. Wegen des Gegenwinds landeten wir rund 30 Minuten später als berechnet in Nancy (LFSN). Nach einer etwas längeren Mittagspause – wir mussten warten bis das Personal aus der Mittagspause kam, das Restaurant war dummerweise ausgerechnet am Ostermontag „ausnahmsweise“ geschlossen - starteten wir zu einem 45-Minuten-Flug nach Freiburg im Breisgau (EDTF), wo wir nur kurz stoppten um die Zollformalitäten zu erledigen. Danach nahmen wir das letzte Leg unseres Auslandflugs in Angriff. Nach weiteren rund 45 Minuten landeten wir wohlbehalten und mit vielen schönen Erinnerungen in Kägiswil.

Statistik (Daten aus dem GPS-Track):

Geflogene km gesamt: 2'406 km

Geflogene Zeit gesamt: 11:39 FT

 

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