9 Tage, 12 Länder, 12 Flugplätze, 21 Stunden Flugzeit, 2234 Nautische Meilen, ~700 Liter AVGAS: das ist die Bilanz unseres Auslandflugs nach Südosteuropa.

Begonnen hatte das Ganze bereits vor 3 Jahren. Im Sommer des Jahres 2019 kamen wir das erste Mal auf einen Flug nach Ohrid in Normazedonien zu sprechen. Ein erster Versuch im Herbst 2019 fiel dem schlechten Wetter zum Opfer. Ein weiteres Datum im Frühling 2020 wurde durch Corona vereitelt und der Flug in den Herbst 2020 verschoben, in der Annahme, dass Corona nach spätestens ein paar Monaten vorüber sein würde, was sich jedoch als Irrglaube erwies. Ab Anfang 2022 wurden dann wieder Pläne geschmiedet, diesmal mit auf 9 Tage verlängerter Route.

So waren wir dann eine Gruppe von 3 Piloten, welche am 14. Mai 2022 mit der HB-PHG Richtung Südosteuropa aufbrechen wollte. Vorgängig hatten wir die Einfluggenehmigungen für Bulgarien und Nordmazedonien eingeholt, bei allen geplanten Flugplätzen die Öffnungszeiten abgeklärt und sichergestellt, dass Avgas, Zoll und Parkplätze verfügbar waren. Zwei Tage vor Abflug sahen die Wetterprognosen grundsätzlich gut aus: Tagesgangwetter mit Quellwolken und Gewitterneigung jeweils nachmittags und eine gewisse Unsicherheit für das erste Leg von Kägiswil nach Zell am See. Wir entschieden uns, den Entscheid auf den Morgen des Abflugs zu verlegen und als Alternative Salzburg ins Auge zu fassen, weil Linz gemäss Notam kein Avgas hatte.

Samstag, 14.5.2022

Kägiswil LSPG – Salzburg LOWS (2:03, 228nm) Graphik
Salzburg LOWS – Pecs LHPP (2:12, 260nm) Graphik

Das erste Meteobriefing am Samstagmorgen machte uns schnell klar, dass wir den Flug nach Salzburg planen mussten. So starteten wir gegen 9 Uhr in Kägiswil Richtung Zug, Ricken, Kempten VOR, Chiemsee und Salzburg. Die Frequenz von Zürich Information war trotz des noch ziemlich wolkigen Wetters gut ausgelastet, so dass es erst über dem Obersee möglich war, erhört und beachtet zu werden. Bei Herisau mussten wir infolge Wolken Richtung Appenzell und von dort ins Rheintal ausweichen, was uns aber gleichzeitig ein Crossing der CTR Altenrhein ersparte. Der Rest des Fluges bis zum Chiemsee verlief ereignislos. Der Anflug auf Salzburg erfolgte via Teisendorf zum Reporting Point W und von dort ins Holding West. Nach einem Vollkreis durften wir in den Downwind Rwy 15 und mussten diesen aber noch erweitern bis der gleichzeitig auf Piste 33 parallel zu uns gestartete Linienflieger uns überholt hatte und wir dann in die Base Rwy 15 eindrehen durften. Schlussendlich ging die Taktik des Fluglotsen auf und wir konnten auf der Piste 15 landen und zum Stellplatz rollen, wo wir gleich das Auftanken in Auftrag gaben.

Der Avgaspreis von 260 Euro für 72 Liter war bemerkenswert und wir benötigten drei Kreditkarten bis die Bezahlung klappte. Nach einem kurzen Aufenthalt im GAC (mit FFP2-Maskenpflicht!) starteten wir Richtung Tagesziel. Der Flug führte uns durchs Salzkammergut in die Steiermark, wo wir nach einem Crossing des Luftraums von Graz an Maribor Approach übergeben wurden. Dieser koordinierte offenbar mit seinem ungarischen Kollegen und gab uns ein «cleared direct to destination», so dass wir die nächsten 50 Minuten geradeaus fliegen und die Arbeit dem Autopiloten übergeben konnten. In Pecs (LHPP) flogen wir in den Downwind der riesigen Volte ein. Die Piste sah zu diesem Zeitpunkt noch keiner von uns. Nach der Landung waren wir etwas erstaunt, dass der Apron gleichzeitig zum laufenden Flugbetrieb für ein Motorrad-Sicherheitstraining benutzt wurde.

Wir wurden freundlich empfangen, tankten gleich auf, parkierten und organisierten ein Zimmer in dem vom Flugplatzchef empfohlenen Hotel.

Nach dem Hotelbezug, dem ersten Afterlanding-Bier und der Stadtbesichtigung gab es ein feines Nachtessen und danach noch einen Schlummerbecher im Hotel, wo gleichzeitig das Programm des nächsten Tages besprochen wurde.

Pecs (Fünfkirchen)

 

Sonntag 15.5.2022

Pecs LHPP – Sarajevo LQSA (1:13, 135nm) Grahpik
Sarajevo LQSA – Tivat LYTV (1:05, 117nm) Graphik

Frühstück um 07.00h, Flugplanung um 08.00h, Abfahrt beim Hotel um 09.00h, so sah unser Programm am Sonntagmorgen aus. Der Flugplatzchef erschien wie versprochen pünktlich und stellte uns die Rechnung aus: knapp CHF 20.-- für Landung und Parking. Dann kamen ein Polizist und zwei sehr freundliche Zöllner um uns nach dem Ausfüllen einer General Declaration aus der EU ausreisen zu lassen. Leider kostete dieser Service uns schlappe CHF 179.-- (Wochenendzuschlag inklusive)! Da half auch die Verabschiedung per Händedruck nicht darüber hinweg...

Der darauf folgende Flug führte uns ziemlich genau Richtung Süden. Zagreb Radar, Banja Luka Information, Tuzla Approach und Sarajevo Approach begleiteten uns bis wir an Sarajevo Tower übergeben wurden und direkt via Base auf der Piste 11 von LQSA landen durften.

Im Terminal verschoben wir nach einem Wettercheck - die Gewittergefahr schien klein - unsere EOBT um eine Stunde nach hinten, bevor wir mit dem Taxi in die Altstadt fuhren. Nach Cevapcici und Kebab besichtigten wir die schöne Altstadt bevor wir wieder ein Taxi zum Flughafen bestiegen.

Sarajevo (LQSA)

Nach kurzen Anstehen zusammen mit den Fluggästen der Linienflüge konnten wir zur Kontrolle der Bordkarten vorrücken und wurden von dort mangels Bordkarte an der Schlange für die Sicherheitskontrolle vorbeigeschleust und zum Bezahlen der Landetaxe begleitet. Pünktlich zu unserer angemeldeten EOBT riefen wir Sarajevo Ground auf um mitgeteilt zu bekommen, dass wir «Number 5 for departure» seien. Nummer 3 und 4 standen dabei noch am Fingerdock. Zum Glück fragte schon Number 1 den Tower ob sie auch von Rwy 29 starten könnten, obwohl eigentlich die 11 in Betrieb war. So konnte zumindest aufs Backtracking verzichtet und die Abflüge zeitlich etwas optimiert werden. 20 Minuten später waren auch wir in der Luft und stiegen in einer grossen Schlaufe auf die für den Überflug der Berge Richtung Süden erforderlichen 6500ft.

Unsere im Flugplan aufgegeben Route führte via VOR Mostar zum NDB KLP nordwestlich von Dubrovnik und dann der Küste entlang via Reporting Points KONUV und VESLO nach Tivat (LYTV) in Montenegro. Kaum mit Mostar Approach in Kontakt, bot dieser uns an, wir könnten direkt nach KONUV fliegen. Da uns die Küste nicht so spannend erschien und das Afterlanding-Bier schon in Reichweite war, nahmen wir an. Später wurden wir an Dubrovnik Approach übergeben, welcher uns ein «direct to VESLO» erlaubte. Und Tivat Approach fragte «are you familiar with SOLAN» was wir bejahten und somit direkt in den Downwind Rwy 32 einfliegen durften.

Nach der Landung wurden wir herzlich begrüsst und zum Terminal geführt, wo wir das ersehnte Afterlanding Bier zu uns nahmen und ein Hotel in Kotor suchten. Am Taxistand waren die Preise angeschrieben – 20 Euro nach Kotor – trotzdem wollte der Taxifahrer 30 Euro von uns, weil er zu unserem Hotel seiner Meinung nach um das kleine Städtchen herum fahren musste. Nach einigem Hin- und Her und ein paar bösen Worten einigten wir uns auf 25 Euro und wurden nach Kotor gefahren. Das Hotel befand sich ideal gelegen mitten in der sehr schönen Altstadt. Nach der Stadtbesichtigung gab es ein feines Nachtessen mit Fisch und Fleisch und danach ein Stück Torte. Beim Schlummertrunk auf dem Platz vor dem Hotel machten wir noch die Flugplanung für den nächsten Tag.

KotorHB-PHG in TivatTivat (LYTV)

Montag, 16.5.2022

Tivat LYTV – Ohrid LWOH (1:10, 127nm) Graphik

Nach dem Morgenessen im Freien organisierte uns der Hotelbesitzer ein Taxi und betonte, es dürfe maximal ca. 11 Euro kosten! Der Taxifahrer – ein Nachbar des Hotelbesitzers – führte uns zum Flughafen und das dieses Mal eingeschaltete Taxameter zeigte 11.20!

Nach einer sehr effizienten Abfertigung standen wir wieder bei unserem Flieger und machten diesen für den kurzen Flug an unser eigentliches Ziel Ohrid bereit, während gleich auf dem Tarmac noch die Flughafentaxen eingezogen wurden.

Pünktlich zur im Flugplan angegebenen Zeit riefen wir Tivat Tower auf. Nach kurzer Koordination erhielten wir die Departure Clearance zum Flug via reporting point PETAK (FIR Grenze zu Albanien), quer durch Albanien nach BONZI. Auch hier wurde uns von Podgorica Radar nach kurzer Zeit die Abkürzung «direct to BONZI» freigegeben, so dass wir nicht die ca. 27 Meilen über offenes Meer zu PETAK fliegen mussten sondern schön an der Küste bleiben konnten.

Ziemlich bald nach dem Einflug in den Luftraum von Tirana erklärte uns Tirana Approach – selbstverständlich erst nachdem wir die ETA für den Überflug der FIR-Grenze mitgeteilt hatten - dass wir höchstwahrscheinlich den Kontakt verlieren würden und wir uns nach dem Einflug in den mazedonischen Luftraum direkt bei Ohrid melden sollten. So war es dann auch, doch freundlicherweise übernahm ein WizzAir-Linienflieger die Funktion als Relaisstation und so konnten wir uns ordnungsgemäss von Tirana abmelden. Die via WizzAir mitgeteilte Frequenz von Skopje Approach erreichten wir nicht und so riefen wir etwas später Ohrid Tower. Nach der Landung vom See her auf der Piste 01 rollten wir zu unserem Standplatz und wurden wiederum sehr freundlich begrüsst, das Empfangskomitee bestand zeitweise aus 7-8 Leuten! Das Tanken wurde auf den nächsten Tag verschoben, da kurz nach uns ein Linienflugzeug landen und betankt werden sollte. Aufgrund der noch relativ frühen Tageszeit gab es hier einen Afterlanding-Kaffee während wir über Internet ein Hotel suchten. Wir wurden fündig und fuhren mit dem Taxi nach Ohrid wo wir das Hotel bezogen und sofort zum Mittagessen loszogen. Um den Rest des Tages frei zu haben, entschlossen wir uns nach dem Essen zuerst die Flugplanung für den Folgetag zu machen und uns danach zur Besichtigung von Ohrid zu begeben. Der Rundgang führte uns zur Burg und der Kirche des hl. Johann von Kaneo (Postkartensujet) und später zum Apéro direkt am See, bevor wir an der Flaniermeile in einem Restaurant das Nachtessen zu uns nahmen und dazu ein Glas einheimischen Wein genossen.

OhridHB-PHG in LWOH OhridTanken in LWOH

 

Dienstag 17.5.2022

Ohrid LWOH – Burgas LBBG (3:01, 326nm) Graphik

Am Morgen waren wir pünktlich am Flughafen wo das Tankfahrzeug wie am Vortag abgemacht schon bereitstand. Wir tankten für 2.08 Euro pro Liter Avgas 100LL und riefen dann bei unserer ersten geplanten Destination Plovdiv (LBPD) im Tower an, wie es im Notam geschrieben stand (frühestens 3 Stunden und spätestens 1 Stunde vor Abflug). Der Tower gab uns bekannt, dass wegen einer militärischen Übung für die nächsten 6 Stunden kein VFR zugelassen sei, obschon wir vorgängig mit Plovdiv in Kontakt waren und uns alle unsere Pläne bestätigt worden waren. Also zurück ins Terminal wo uns im C-Büro die freundliche Handling Dame über ihr Handy einen Hotspot zur Verfügung stellte, um die Flugpläne zu canceln und neu aufzugeben, nun direkt von Ohrid nach Burgas LBBG. Etwas später starteten wir dann Richtung Osten, flogen unter wachsamen Augen von Skopje Radar entlang der Grenze zu Griechenland bis wir Bulgarien erreichten. Sofia Information begleitete uns weiter und bat uns nicht zu sinken sondern weiterhin auf 6000ft zu bleiben, bis wir kurz vor der TMA auf Burgas Approach wechseln mussten. Dort hiess es auf unsere Anfrage zum Sinkflug «negative, start descent as late as possible due to military exercises», dafür gab es einen Straigt-In auf Piste 04 statt die publizierte VFR Route abfliegen zu müssen. Bei 16kt Seitenwind landeten wir schliesslich am Schwarzen Meer, rollten zum Standplatz und tankten gleich auf.

Der Ramp-Agent empfahl uns, den Ausgang durchs Terminal zu nehmen anstatt durch GA-Center, da wir sonst noch eine Benutzungsgebühr zu entrichten hätten. Er führte uns also mit seinem Auto zum Terminal, nachdem es einen kurzen Abstecher zu der in Burgas stationierten Antonov AN-124 gab.

Zu einem Burgasko-Bier in der Flughafenbar suchten wir ein Hotel. Wir wurden fündig und nach einer kurzen Taxifahrt bezogen wir etwas nordöstlich in Pomorie direkt am Meer das Hotel. In einer Bar am Fischerhafen planten wir den nächsten Tag. Die Prognosen sagten den Durchzug einer Kaltfront von Westen her voraus, das schlechte Wetter sollte in Burgas gegen 10 Uhr beginnen und am späteren Nachmittag vorbeigezogen sein. Wir beschlossen, am nächsten Tag am frühen Nachmittag zum Flughafen zu fahren und dann dort zu entscheiden, ob und wann ein Flug unter VFR nach Sofia möglich sein würde. Bei einem Spaziergang dem Strand entlang erschien uns Pomorie trotz seinem Status als beliebter Touristen- und Wellnessort (gem. Wikipedia) ziemlich heruntergekommen und alle Restaurants und Bars dem Ufer entlang waren zu und mit Brettern verbarrikadiert. Schliesslich fanden wir in der Innenstadt ein Restaurant für's Nachtessen.

Nach dem Start in OhridAnflug auf LBBG

Mittwoch 18.5.2022

Nach dem etwas später als gewöhnlich eingenommenen Frühstück, machten wir individuell jeweils noch einen Spaziergang, um danach um 12.00 Uhr bereit zum Checkout zu sein. Um 11 Uhr goss es bereits in Strömen. Wir fuhren zum Flughafen wo wir die nächsten Stunden in der Flughafenbar verbrachten und die Wetterentwicklung beobachteten und unsere gemeldete Ankunftszeit in Sofia stetig nach hinten korrigierten. Um 16 Uhr goss es immer noch in Strömen und für die nächsten 2 Stunden war keine nennenswerte Besserung in Sicht. So entschieden wir, wieder ein Hotel zu suchen und den Flug nach Sofia auf den nächsten Morgen zu verschieben und den am Donnerstag geplanten flugfreien Tag halt auf Mittwoch vorzuverschieben. In Burgas fanden wir ein Hotel und nach dem Zimmerbezug spazierten wir – unterdessen nieselte es nur noch – zum Hafen von Burgas. Dort gab es zuerst ein Apéro und dazu Fischspezialitäten zum Knabbern, bevor wir in dem offenbar sehr beliebten Restaurant «Dock 5» einen feinen Dessert zu uns nahmen.

Schwarzes Meer in Burgas

Donnerstag, 19.5.2022

Burgas LBBG – Sofia LBSF (1:59, 207nm) Graphik

Nach der Ankunft am Flughafen meldeten wir uns am Infoschalter um dann von einer Flughafenmitarbeiterin zur Sicherheits- und Passkontrolle begleitet zu werden. Unser Vorhaben, nach Sofia zu fliegen und damit innerhalb Bulgariens zu bleiben, stiftete zuerst etwas Verwirrung. Nachdem wir eine General Declaration ausgefüllt hatten, konnten wir zuerst die Sicherheitskontrolle passieren. Der Zollbeamte hatte sich in der Zwischenzeit dazu entschieden, dass er unsere Pässe nicht zu kontrollieren brauchte und so konnten wir passieren und zu unserem Flugzeug gebracht werden. Die Landegebühren wurden auch hier gleich auf dem Tarmac einkassiert und nachdem wir die HB-PHG bereit hatten, stiegen wir ein und starteten den Motor. Beim Aufruf von Burgas Tower wurden wir als allererstes ziemlich unfreundlich darauf aufmerksam gemacht, dass dies ein kontrollierter Flugplatz sei und man deswegen eine Startup-Clearance zu verlangen habe. Als zweites wurde uns vermittelt, dass unser Flugplan nicht akzeptiert sei, weil die Route durch aktive Training Areas (TRA) führen würde. Das war uns bekannt und wir hatten unsere Route bewusst so gewählt, weil die aktiven TRA einerseits praktisch die ganze Oberthrakische Tiefebene (die Ebene von Burgas über Plovdiv bis fast nach Sofia) einnahmen, andererseits publizierte VFR-Routen hindurch führten und sie zudem als «AMC-manageable» beschrieben waren. Nach Rückfrage empfahl uns der Tower nun etwas freundlicher, den Flug weiter nördlich zu planen. Also stellten wir den Motor wieder ab und planten im Cockpit die neue Route, welche wir dank mobilem Internetzugang auch gleich in einem neuen Flugplan aufgaben. In der Zwischenzeit rollte die Antonov AN-124 an uns vorbei, was wir zu unserer grossen Freude auch fotografisch festhalten konnten.

HB-PHG und UR-82008

Nach einer telefonischen Absicherung bei der bulgarischen Flugsicherung ob unser Flugplan nun akzeptiert sei, riefen wir wieder den Tower und verlangten den Startup. Nach kurzer Pause erhielten wir die Startup- und danach die Departure-Clearance. Nach dem Start ging es wegen Wolken zuerst auf 3000ft via ESENA und AMTOV Richtung Gorna (LBGO). Der Wind blies dabei mit bis zu 40kn von Nordost. Der Durchflug der TMA Gorna wurde uns von Gorna TWR problemlos bewilligt und wir konnten nun auch auf 6000ft steigen. Beim VOR Golyama (GOL) konnten wir wieder in den Süden Richtung Sofia drehen. Sofia Approach wies uns zuerst an, über die südlich von Sofia gelegene VFR-Route anzufliegen. Kurz darauf kam die Frage «do you prefer radar vectoring for straight in runway 29, with maximum approach speed?». Was für eine Frage! Wir bejahten und erhielten ein «speed is ok» sowie nacheinander die Vektoren die uns auf die Pistenachse führten. Da wir den Anflug im NAV programmiert hatten, flog der Autopilot bis über die Pistenschwelle, nur beim Setzen der Klappen hatte er kurzzeitig etwas Mühe. Nach der Landung kriegten wir Avgas, mussten wieder die General Declaration für Ankunft und Abflug ausfüllen und wurden danach ins Terminal gefahren. Auch hier war man sich offenbar keine Inlandflüge gewöhnt. Aber die Zöllnerin stellte nach dem Studium der GenDec und der Rückfrage "so, you did not leave Bulgaria?" fest, dass wir gar nicht aus dem Ausland kamen und winkte uns durch ohne die Pässe sehen zu wollen.International Airport Sofia LBSF

Nach Hotelsuche, Taxifahrt und Zimmerbezug suchten wir das gleich um die Ecke liegende Restaurant "Hadjidraganovo's Häuser" auf, wo es traditionelle Bulgarische Gerichte und die dazu passende Einrichtung gab. Nach einem fleischreichen Mittagessen kehrten wir kurz ins Hotel zurück um wie gewohnt die Flugplanung für den nächsten Tag zu machen, um dann entspannt den restlichen Tag bei der Stadtbesichtigung verbringen zu können. Wir gaben den Flugplan auf und wollten gerade Richtung Stadtzentrum aufbrechen, als die bulgarische Flugsicherung anrief. Wir hatten im Flugplan als ersten Wegpunkt ein NDB angegeben, das sich jedoch nicht auf der publizierten VFR Ausflugroute befand. Wir erklärten, dass wir natürlich der VFR Route folgen würden und das Problem war geregelt, der Flugplan blieb wie aufgegeben im System.

Danach spazierten wir gemütlich ins Zentrum, besichtigten die Alexander Newski Kathedrale, genossen vor der Russischen Kirche «Sveti Nikolay Mirlikiiski» ein armenisches Dessert und zogen weiter ins Zentrum, vorbei am Parlamentsgebäude und diversen Ministerien. Vor dem Parlamentsgebäude gelangten wir zu den vom zentralen Platz überdachten römischen Ausgrabungen, bevor wir in der grosszügigen Fussgängerzone noch etwas flanierten und später ein kleines Nachtessen zu uns nahmen, bevor wir den Heimweg zum Hotel in Angriff nahmen.

Freitag, 20.5.2022

Sofia LBSF – Niš LYNI (1:10, 113nm) Graphik

Pünktlich kamen wir am Freitagmorgen am Flughafen an um unseren Slot einhalten zu können. Am Informationsschalter wurden wir von einem Handling-Mitarbeiter abgeholt und durch Sicherheits- und Passkontrolle geschleust. Beim Bezahlen wurde uns ein Teil der (sonst recht teuren) Taxen erlassen – weil wir 3 Piloten seien. Zum Dank gaben wir dem Herrn ein Trinkgeld, worauf er uns einen Kaffee spendierte und sogar noch im Nebengebäude Milch organisierte. Mit einem riesigen Passagierbus wurden wir zum Standplatz gebracht wo wir uns für den Flug bereit machten und pünktlich den Tower aufriefen.

Sofia LBSFHB-PHG in Sofia

Nicht überraschend kam als erstes unsere Ausflugroute zur Sprache. Wir erklärten, dass wir das bereits am Vortag telefonisch geregelt hätten und selbstverständlich die VFR Ausflugroute abfliegen würden. So konnten wir zur Piste 27 rollen und durften gleich starten. Danach ging es via GIMEG, ELGIL, DIPRU, BABTI zum Punkt ABKOX, der ausserhalb der CTR liegt. Von hier flogen wir direkt zu NISVA, der auf der Grenze zu Sebien liegt. Hier konnten wir bereits mit Niš Approach Kontakt aufnehmen. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass wir ein Holding zu erwarten hätten, weil gleichzeitig ein Linienflieger im Anflug war. So reduzierten wir bereits die Leistung und flogen mit 50-55% Leistung bis zum KUNOV Reporting Point, wo wir trotzdem noch 10 Minuten im Holding waren, bevor wir die Freigabe zum Fortführen des Anflugs erhielten. Nach der Landung wurden wir wiederum sehr freundlich begrüsst, während von der Feuerwehr schon Gewichte zum Anbinden des Fliegers herangeschafft wurden. Beim Terminal wurden wir in die Obhut einer jungen Dame übergeben. Sie verschaffte uns an der Passkontrolle Vortritt vor den anstehenden WizzAir-Passagieren und wollte uns dann ein Taxi bestellen. Wir mussten aber zuerst ein Hotel organisieren, was sie nicht davon abbringen liess, weiter zu warten und uns dann ein Taxi zu rufen, als wir wussten wohin es gehen sollte. In der Zwischenzeit bemerkten wir, dass die HB-PHG auf dem an der Decke befestigten Bildschirm mit den Ankünften aufgelistet war und wollten dies fotografisch festhalten. Wie aus dem Nichts tauchte innerhalb Sekundenbruchteilen eine Polizistin auf und teilte uns mit, dass hier das Fotografieren aus Sicherheitsgründen verboten sei!

HB-PHG in LYNI

Unsere Dame begleitete uns dann noch bis vor das Terminal und wartete sogar bis das Taxi da war um dem Fahrer das Ziel mitzuteilen. Diesen netten Service belohnten wir mit einem kleinen Trinkgeld, das sie dankbar annahm.

Wir bezogen unser Hotel, das Tami Residence, ein wunderschönes 4-Sterne Hotel etwas am Hang gelegen und mit toller Aussicht. Auf der Terrasse assen wir serbische Spezialitäten und genossen ein Afterlanding Bier. Danach machten wir wieder Flugplanung und einen Spaziergang in das Stadtzentrum, tranken ein Bier am Ufer der Nišava, besichtigten die Festung und nahmen ein kleines Nachtessen zu uns. Niš ist die drittgrösste Stadt Serbiens, Universitätsstadt und besitzt eine der wichtigsten und besterhaltenen Festungen des Balkans.

Samstag, 21.5.2022

Niš LYNI – Tuzla LQTZ (1:44, 162nm) Graphik

Tuzla LQTZ – Lošinj LDLO (1:44, 193nm) Graphik

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet holte uns das Taxi zur vereinbarten Zeit ab und brachte uns zum Flughafen. Die Kontrollen gingen problemlos und wir wurden zu unserem Flugzeug begleitet. Nach dem Start folgten wir der Ausflugroute Richtung Nordwesten via LUZAN, RUTEV, CICEV und JAGOD. Bei JAGOD kommen die TMAs von Niš, Beograd und Kraljevo zusammen (der serbische Luftraum besteht aus gesamthaft 4 TMA's, welche das ganze Staatsgebiet bedecken und bei 1500ft AGL beginnen). Unser Flug führte uns die nächsten rund 95 Meilen in der TMA Beograd mit viel Gegenwind Richtung bosnische Grenze. Beograd Approach war sehr professionell und managte den ganzen An- und Abflugverkehr von Belgrad (LYBE), ohne uns zu vernachlässigen!

In Tuzla LQTZ

An der Grenze zu Bosnien konnten wir direkt schon Tuzla Tower aufrufen und via Reporting Point Echo einen Straight-In Anflug auf die Piste 27 machen. Da der Tower uns frühzeitig mitteilte, dass wir am Pistenende via Taxiway A die 2.5km-Piste verlassen sollten, machten wir eine lange Landung und rollten hinter dem Follow-Me auf den Apron wo schon zwei WizzAir-Maschinen standen. Nachdem wir Pilotenwechsel gemacht und die Landetaxe bezahlt hatten, ging es sofort weiter. Nach dem Start auf der Piste 09 nahmen wir Kurs Richtung Westen. Da wir am Vortag einen Flugplan fälschlicherweise unter dem Callsign HBPNG eingereicht hatten danach aber auf HBPHG korrigiert hatten, sprach uns der Tower hartnäckig die ersten 10min mit HBPNG an. Offenbar war der alte von Skyguide als gecancelt bestätigte Flugplan immer noch in ihrem System. Durch die Lufträume von Tuzla und Banja Luka konnten wir direkt den Grenzpunkt DEPET an der kroatischen Grenze anpeilen. Dort ging es in den Luftraum von Zadar und weiter über die Berge zu KUDUL, wo wir dann hinaus aufs Meer den Sinkflug einleiten konnten. Zadar Approach übergab uns direkt an Lošinj Tower, obschon noch ungefähr 10 Meilen der TMA Pula vor dem Einfliegen der CTR Lošinj lagen. Via Einflugpunkt P4 konnten wir direkt in die Base Rwy 20 fliegen und auf kroatischem Boden landen. Wir tankten auf, suchten ein Hotel und wurden dann mit dem Airport Shuttle in das kleine Dorf «Veli Lošinj» gebracht. Nach dem Zimmerbezug beschlossen wir, anstatt ein Mittagessen, ein Dessert zu uns zu nehmen, um am Abend wieder Hunger fürs Nachtessen zu haben. Im Hafen gegenüber vom Hotel, genossen wir einen Coupe und ein Afterlanding-Bier. Nach der Flugplanung machten wir ein kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt und via Uferweg zurück nach Veli Lošinj. Dort nahmen wir ein Apéro mit Käse aus Pag und Pršut (Schinken) und assen danach eine Fisch- resp. Fleischplatte.

Veli Lošinj

Sonntag, 22.5.2022

Lošinj LDLO – Portorož LJPZ (0:40, 69nm) Graphik

Portorož LJPZ – Kägiswil LSPG (2:59, 297nm) Graphik

Am Sonntag konnten wir telefonisch den Shuttle-Bus bestellen und wurden daraufhin zur vereinbarten Zeit beim Hotel abgeholt. Nach Abschluss der Formalitäten am Flugplatz und Bereitmachen des Flugzeugs stiegen wir ein und gaben Lošinj Tower unsere gewünschte Abflugroute der Küste entlang bekannt, wie wir sie im Flugplan aufgegeben hatten. Doch das wollten die Kroaten uns nicht erlauben und es gab nur einen Ausflug Richtung Norden nach Plomin und von dort durch das Landesinnere. Auf der Frequenz von Pula Radar war ein für uns aus den letzten Flügen ungewohntes Geschwafel: einer hatte ein Problem mit seinem Flugplan was zu einer Riesendiskussion führte, ein anderer Piloten-Kollege aus dem grossen Kanton flog bei Vrsar irgendwie in einer Fallschirmsprungzone umher und Pula Radar versuchte verzweifelt, ihn von dort wegzukriegen und so waren wir froh, als wir an Portorož Tower übergeben wurden. Wir bekamen einen Straight-In für die Piste 15 und konnten zwischen viel anderem Verkehr landen.

Nach dem Bezahlen der Landetaxe und der Kontrolle durch den Zoll stiegen wir wieder ein und verlangten eine Startup Clearance, welche an diesem Tag per Notam angeordnet war, weil Sprungbetrieb war. Da wir auch schon den Absetzflieger am Funk hörten, ahnten wir nichts Gutes. Und prompt kam «expect startup in 15 minutes». Also warteten wir und schauten zu, wie der Betrieb - abgesehen von den Fallschirmspringern - quasi stillstand. Dass danach das Chaos perfekt war, weil während dieser Zeit niemand rollen, landen und starten durfte, ist wohl gut vorstellbar. Wir mussten also nach dem Anlassen am Holding-Point nochmals 10 Minuten warten, während einer noch «one low-pass and one looping» vor dem Landen verlangte – was zum Glück sehr schnell vom Tower abgelehnt wurde.

Endlich starteten wir und nahmen Kurs auf den Punkt MONFA mitten in der Adria. Wir durften auf 7000ft steigen und bei MONFA nahmen wir Kurs auf das VOR CHI (Chioggia). Kurze Zeit später wurden wir gefragt, ob wir direkt zum VOR CLI bei Verona fliegen möchten, was uns ganz gelegen kam. So konnten wir auf FL75 quer durch die Lufträume von Venedig, Padova und Verona abkürzen. Erst beim Gardasee sanken wir auf 2000ft, um bei Brescia unter dem Airspace A von Milano zu sein. In der CTR Bergamo mussten wir wegen einer B737 im Anflug noch einmal von unserem direkten Kurs abweichen, bevor wir die Pistenachse kreuzen durften. Via Comersee, Bellinzona und Gotthardpass kamen wir zurück nach Kägiswil.

 

Gesamte Route

 

Fazit

Nach entsprechender Vorbereitung kann man in dieser Region Europas unter VFR sehr gut fliegen. Lande-, Einflug und Überflugbewilligungen, Avgas- und Parkplatzverfügbarkeit, Öffnungszeiten der Flugplätze und der Anspruch, an sehenswerten Orten einen Aufenthalt zu haben, sind organisatorisch etwas herausfordernd. Zudem muss das Wetter mitspielen, denn die Berge sind doch z.T. recht hoch (rund 8000ft in Bosnien und Montenegro, über 9100ft in Nordmazedonien) und über die ganze Balkanhalbinsel verteilt.

Wenn das alles stimmt, dann erlebt man tolle Flüge in einer schönen Landschaft, trifft nette und hilfsbereite Leute und geniesst gutes Essen. Die Stunden intensiver Vorbereitungen lohnen sich allemal und die Reise bleibt unvergessen.

 

Eure PHG-Crew: Raphael, Kobi und Pascal

 

Weiter Bilder sind in der Galerie zu finden:

Südosteuropareise