Lest dazu den ausführlichen Bericht der 4-Tages Reise.
Die Idee und die VorbereitungFür den diesjährigen Auslandflug über das Auffahrtswochenende vom 18. bis am 21. Mai hatten sich die Fluglehrer der FGSK etwas besonders ausgedacht: Jeweils ein Fluglehrer sollte pro Maschine mit maximal zwei Piloten den letzteren während dem ganzen Wochenende unterstützend zur Seite stehen. Somit wurde ein Rahmen geschaffen, der es auch weniger erfahrenen Piloten ermöglichte, sich sicher mit dem komplexen Thema „Fliegen im Ausland“ auseinanderzusetzen. Tatsächlich meldeten sich sechs Piloten mit den unterschiedlichsten fliegerischen Biografien für dieses spannende Projekt an. Die Fluglehrer waren vertreten durch Jan Greub auf der HB-CZV, Martin Vogel auf der HB-PHG und Raphael Ulrich auf der HB-PNG. |
Tag 1 (Kägiswil - Nürnberg- Dresden)
C182 kurz vor dem Abflug in LSPG. Die tiefen Wolken haben bis St. Gallen gehalten. |
Am Boden in Dresden EDDC |
An Auffahrt um genau 1015 Ortszeit hoben die Maschinen endlich ab in Richtung erstem Ziel: Nürnberg. (EDDN) Die Strecke war mit etwa 270 nautischen Meilen und einer Flugzeit von ca. 2H 20Min. eher lang. Zusätzlich verlängerte sich das Leg aufgrund der vorherrschenden schwachen Bisentendenz weiter, wie sich herausstellen sollte. Teilweise wurden mit der H-HG nur noch rund 85 Knoten Groundspeed erreicht, was etwa 20 Knoten Headwind entspricht. Der Flug war direkt eine Feuertaufe für die fliegenden Piloten. Trotz des ausgedehnten Hochs, welches nördlich der Alpen wetterbestimmend war, erwies sich die Schichtung als ausgesprochen labil und feuchtigkeitsgesättigt. Dies führte nach einer kühlen Nacht zu hochnebelartigem Gewölk, welches hartnäckig in den Voralpentälern lag und mehreren Crews kurzfristiges Umplanen abverlangte. Anstatt Sattel – Sattelegg – Wangen-Lachen - Säntis, mit der Idee die Reisehöhe über dem bayrischen Raum halten zu können und die TMA von Zürich zu umfliegen, flogen wir mit der H-HG stattdessen Richtung Sihltal und dann dem Zürichsee entlang. Zwischen Rapperswil und Wil SG mussten wir unseren Kurs vorweg spontan gestalten um Wolkenabständen, TMA-Grenzen und Gelände Rechnung zu tragen. Als Gossau vor uns lag, konnten wir aufatmen: Wie geplant hellte sich der Himmel merklich auf. Kaum über bayrischem Boden war das Wetter kein Faktor mehr, bis auf den Gegenwind. Somit konnten wir uns in der H-HG dem Autopiloten widmen. Beide zugeteilten Piloten auf dem Flieger hatten sich für das Wochenende vorgenommen, die Chance mit Martin Vogel als Fluglehrer zu nutzen, um den neuen Garmin GFC500 Mehrachsen-Autopiloten ausgiebig zu studieren und die Bedienung desselben zu festigen. Mit Martins Hilfe wurde die restliche Route in den digitalen Flugplan einprogrammiert und aktiviert. Nun hatten wir genügend Kapazität um Höhenänderungen nach Vertical-Speed und Indicated-Speed durchzuführen und Kursänderungen nach NAV oder Heading vorzunehmen, zu intercepten, etc. Kurz vor dem Briefing für den Anflug in Nürnberg stand ein weiteres Highlight an: Der Überflug von München unterhalb der TMA-Grenze. Die Sicht war wunderbar und der erste Überflug einer deutschen Grossstadt dieses Auslandflugs eindrücklich. Gegen Mittag landeten wir mit leichtem Seitenwind aus Nord-Ost sicher auf der Piste 10 in Nürnberg.
Das zweite Leg an diesem ersten Tag war mit 154 nautischen Meilen vergleichsweise kurz. Die Strecken wurden so gewählt, dass über den gesamten Auslandflug hinweg beide fliegenden Piloten auf ungefähr dieselbe Flugzeit und je in den Genuss eines langen Legs kommen konnten. Somit flog der zweite fliegende Pilot jedes Flugzeugs die Strecke nach Dresden (EDDC), dem ersten Tagesziel. Wie schon beim ersten Flug dieses Tages war wiederum der Seitenwind ein Aspekt beim Abflug als auch später bei der Landung. In der H-HG wurde wiederum ausgiebig mit dem Autopiloten gearbeitet. Auch der zweite Pilot konnte sich nun der Praxisanwendung des Gelernten widmen. Besonders in Erinnerung bleiben die zahlreichen Schlösser entlang der Route, insbesondere in der Fränkischen Schweiz, die markanten Reste der DDR-Industrie in Chemnitz, die Dresdner Neustadt mit ihren Plattenbauten und der schöne Dresdner Anflug entlang der Elbe und über die Weststadt auf die Piste 04.
Die Beizen waren offenbar schon alle ausgebucht, wodurch sich einiges Herumspazieren im Altstadtkern ergab. So sahen wir doch noch ein bisschen vom historischen Dresden. Nichts desto trotz fanden wir in einem ebenfalls sehr gut besuchten, gemütlichen Bistro doch noch Platz und konnten uns zum Abschluss des Tages endlich das wohlverdiente Afterlanding-Beer und die Sächsische Kost fürs leibliche Wohl gönnen.
Tag 2 (Dresden - Peenemünde)
Im Downwind von Peenemünde - Landebahn oben links. Unten rechts ganz klein die V2 Raktete des Museums. |
C-Office in Peenemünde. Es gibt nicht nur Flugzeuge auf diesem Flugplatz. |
Am zweiten Tag machten wir uns gestärkt vom hervorragenden Frühstück und ausgeschlafen auf den Weg nach Peenemünde an der Ostsee. Die 194 nautischen Meilen legten wir in einer Stunde und fünfzig Minuten zurück, was einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 106 Knoten entspricht. Als alle drei HB-Flugzeuge nach der Abmeldung beim Dresdner Turm fast zeitgleich zu Langen Information wechselten und dort auch noch eine koordinierte CTR-Durchquerung von Berlin-Brandenburg verlangten, war die Lotsin hörbar gefordert. Tatsächlich kam nicht viel später die Clearance zur Querung der CTR-Berlin „at 2500ft or below via threshold runway 07 right“ dann auf der Berliner Frequenz. Diese grosszügige Geste ergab sich wohl auch aus dem Umstand, dass Berlin Brandenburg an diesem Morgen fast kein Verkehr zu verzeichnen schien. Uns war es recht, hatten wir doch so die Möglichkeit, die Berliner Innenstadt mehr oder weniger auf Höhe Ostkreuz gänzlich von Süd nach Nord zu durchfliegen, was uns unzählige schöne Blicke auf die Stadt bescherte. Insbesondere der Ausblick von oben auf den historischen Flughafen Tempelhof ist für Piloten natürlich ein unvergessliches Erlebnis. Nördlich von Berlin wurden die Wasserflächen und Windräder merklich zahlreicher und das Land flacher. Wir näherten uns allmählich unserem Ziel, der Ostseeküste. Peenemünde besitzt einen wunderschönen Nordanflug von über der See her. Wir landeten ohne Zwischenfälle, noch vor Mittag auf der etwas in die Jahre gekommenen Betonplattenpiste 13 aus Sowjetzeit.
Da nur ein Leg anstand an diesem Tag, war der Nachmittag flugfrei. Nach dem Matjesbrötchen im Gastgarten der örtlichen Wurst- und Fischbude stand der Nachmittag zur freien Verfügung. Zur Auswahl standen der Besuch des örtlichen technisch-historischen Museums, welches nach eigenen Angaben unter anderem „[…] die Geschichte der deutschen Raketentechnik von ihren utopischen Anfängen in den 1920er Jahren über die Arbeiten in Peenemünde bis hin zur Serienfertigung der Rakete A4 in Mittelbau-Dora und deren Einsatz gegen westeuropäische Großstädte vor[stellt]“, die Besichtigung der Hafenanlage oder eines dort liegenden U-Boots aus der DDR. Am Abend feierten wir mit einem Überraschungsständchen Jans Geburtstag in einem wunderschön gelegenen und piekfein herausgeputzten Hafenrestaurant.
Tag 3 (Peenemünde - Barth - Hamburg - Mannheim)
U461 aus der Sowjetzeit im Hafen von Peenemünde |
Nach einem Formation-Departure in Peenemünde flog diese entlat der Ostseekünste nach Rügen |
Für den Samstag hatten wir uns fliegerisch am meisten vorgenommen. Das Tagesziel Mannheim lag noch in weiter Ferne, als wir uns am Morgen, inzwischen hatten auch alle Mal den Strand besucht gehabt, per Taxi zurück vom Hotel zum Flugplatz Peenemünde begaben. Auch die Fluglehrer waren inzwischen vom Flugfieber gepackt und so war es ihnen gerade recht, dass die H-NG in Barth (EDBH) einen Tankstopp einlegen musste. In Formation starteten wir um 1030 Lokalzeit auf das rund 50 nautische Meilen kurze Leg, geflogen durch die FI. Rügen liegt bekanntlich auf dem Weg dort hin und so kamen noch ein paar nautische Meilen Umweg obendrauf, die uns schöne Blicke auf die berühmte Ostseeinsel und seine Attraktionen gewährten. Mit einigem Seitenwind landeten wir auf Piste 09. Das zweite kurze Leg führte uns an diesem Tag nach Hamburg (EDDH). Wir stellten fest: auch ein Grossflughafen ist im Grunde einfach eine Piste zum landen, erst noch eine grosse in der Regel. Die eigentliche Herausforderung stellt jedoch das Rangieren am Boden und die Voice dar. Beides ist machbar, wenn man sich gut vorbereitet. Aufgrund der Windverhältnisse hätten wir eine Landung auf Piste 05 erwartet. Das ATIS gab uns dann aber Piste 15 vor, welche es dann auch wurde. Dank der guten Vorbereitung auf den Anflug waren die Crews mental auch auf eine Landung auf Piste 15 vorbereitet und der Anflug war zwar fordernd, (der Seitenwind kam ca. aus Richtung 9 Uhr) aber machbar. Auch am Boden machte sich die gute Vorbereitung bezahlt. Das Taxiing via Pistenkreuzung 05 und über D9, D1 zum GAT wurde bereits vor dem Flug vor dem geistigen Auge einmal antizipiert und war damit machbar. Nach einer Kurzen Mittagspause im GAT-Restaurant mit Bockwurst und Kartoffelsalat machten wir uns schon wieder auf den Weg ins Pilotenbüro, um die letzten Details fürs letzte Leg dieses Tages durchzugehen. Und dieses hatte es durchaus in sich. Galt es doch, bereits ein bisschen müde von den bereits erlebten Flügen nochmals 280 nautische Meilen zu erfliegen und dies notabene durch eines der am dichtesten beflogenen Gebiete Europas. Es galt diverse TMAs und CTRs zu um-, über- oder durchfliegen, namentlich Hannover und Frankfurt, um nur die grössten zu nennen. Auch hier machte sich wiederum die gute Vorbereitung bezahlt. Es gab keine nennenswerten Komplikationen. Nur das ATIS von Mannheim wollte partout nicht reinkommen. Schliesslich überflogen wir um 1730 Ortszeit im Landeanflug die Rhein-Neckar-Mündung und den Mannheimer Hafen um endlich auf Piste 09 zu landen. Direkt beim Mannheimer Flughafen gibt es eine schöne Gartenbeiz mit alten Bäumen. So kam es zu einem vorgezogenen Afterlanding-Beer fast auf Platz und einem späten Znacht nach dem Hotelbezug in der Stadt.
Tag 4 (Mannheim - Kägiswil)
Am Sonntag stand die letzte Etappe von Mannheim direkt nach Sarnen an. Wie die erste, so war auch die letzte Etappe aufgrund der dichten Wolkendecke nicht ganz leicht zu bewerkstelligen. Zwar war Tagesgangwetter angesagt und wir flogen am Morgen los, dennoch war von Anfang an ersichtlich, dass viel Feuchtigkeit in der Luft liegt. Beim Überflug des Schwarzwalds hatten wir nur noch knapp 1000 Fuss Luft nach oben. Trotzdem konnten wir das geplante Routing aber einhalten und landeten kurz nach dem Mittag auf Piste 03.Für alle Beteiligten bleibt nach den rund zwölf Stunden Flugzeit und 1300 geflogenen nautischen Meilen die schöne Erinnerung an die Kameradschaft, das neu gelernte oder gefestigte Fliegerwissen, neue Orte die in der persönlichen Erfahrung erschlossen wurden und die Gewissheit, dass Deutschland fliegerisch ein interessanter Ort ist und es dort weiterhin viel zu entdecken gibt.
Die Crews der HB-PHG. HB-CZV und HB-PNG. V.l.n.r: Martin, Jan, Michael, Stefan, Patrick, Jonas, Michael, Martin, Raphael
Besten Dank an Jonas für das Verfassen des Berichtes!