Am Auffahrtswochenende vom 10. bis 12. April 2024 begaben sich drei Fluglehrer, sechs Piloten und eine Passagierin auf eine lehrreiche Flugreise von Kägiswil via Annemasse nach Avignon und via Dijon wieder zurück. Neben vielen fliegerischen Bereicherungen kam auch das Gemütliche und Kulinarische nicht zu kurz.
Vorbereitung
Am Vorbereitungsabend am Dienstag vor der Reise fällt der Entscheid, dass der Weg nach Avignon führen soll. Ursprünglich war geplant, nach Salzburg zu fliegen, um den berühmten Hangar 7 zu besuchen. Aufgrund horrender Landegebühren in Salzburg und des Menüpreises von ca. 220 Euro pro Person im Restaurant, entscheiden wir uns, das Geld ins Fliegen zu investieren und nach Avignon aufzubrechen. Der Vorbereitungsabend wird gekonnt durch die Fluglehrer Raphael Ulrich, Martin Vogel und Jan Greub geführt. Nach zwei Stunden ist die grobe Route bekannt, die Legs zwischen den Piloten aufgeteilt und die Zollanmeldungen aufgegeben.
Tag 1: Kägiswil – Annemasse – Avignon
Wir entscheiden uns, am Freitag loszufliegen, da am Donnerstag tiefliegende Wolken den ersten Teil des Fluges schwierig gemacht hätten. Deshalb treffen wir uns am Freitag um 08:00 Uhr in Kägiswil für das Briefing. Es herrscht perfektes Flugwetter, so dass wir unter blauem Himmel die Flugzeuge für die Reise vorbereiten können. Kurz vor 10 Uhr starten die drei Crews Richtung Annemasse (LFLI). Giorgia Quadroni und Sandro Meier mit FI Martin Vogel in der HB-PNG, Hans Barmettler, Ricardo Zurfluh und Monika Odermatt mit FI Raphael Ulrich in der HB-CZV und Andreas Betschart und Jing Vollmar mit FI Jan Greub in der HB-PHG. Der Flug via Thun, Saanen, Montreux direkt Richtung Annemasse ist wunderschön. Der Approach nach Annemasse via Geneva Transit Route South auf 7500ft funktioniert wunderbar, sofern der Top of Descent entsprechend gewählt wird.
Genfersee bei Montreux, fast wie am Meer
Annemasse ist ein hübscher Flugplatz, bei dem sich die Gruppe einig ist, dass sie ihn wieder einmal besuchen wird. Nach dem Betanken der Flugzeuge begeben wir uns unter «ortskundiger» Führung von Martin Vogel auf die Suche nach einem Ort zum Mittagessen. Der Palaste Asiatique sieht auf Google Maps zwar gut aus, in der Realität allerdings etwas heruntergekommen, was uns zweifeln lässt. Unser Hunger allerdings siegt und wir bereuen es nicht. Ein grossartiges asiatisches Buffet erwartet uns!
Um 13:20 Uhr geht’s weiter von Annemasse. Der Wind hat inzwischen gedreht. Nachdem Jan den Flugplatzbetreiber aufgefordert hatte, die Pistenrichtung zu drehen, starten wir auf der Piste 30. Entlang des Salève fliegen wir zur CTR von Annecy. Wir folgen der VFR Route, was die Funkkommunikation signifikant vereinfacht. Während der Planung bereitete uns der Bereich um Grenoble etwas Kopfschmerzen, da die Luftraumstruktur recht kompliziert ist. In der Praxis ist es viel einfacher und wir erhalten ziemlich schnell eine Clearance «direct to Avignon». Richtung Avignon können wir uns das GPS eigentlich sparen, denn die Route folgt einfach dem Lauf der Rhone, sowie der TGV Bahnlinie, dessen Züge uns auch das eine oder andere Mal überholen (TGV Ground Speed = 170kt). Vor dem Einflug in die CTR Avignon werden wir etwas umgeleitet aufgrund von Fallschirm-Betrieb am kleinen Grasplatz Avignon-Pujaut (LFNT). Dank der Umleitung haben wir aber schön Zeit, Avignon und den Palais des Papes, den Papstpalast von oben zu bestaunen. Nach 1:57 Flugzeit setzt die HB-PNG als letzter der drei Flieger in Avignon-Provence (LFMV) auf. Nach dem Tanken parkieren wir die Flugzeuge beim Gras Parking. Es braucht einiges an Muskelkraft, um die Heringe zur Sicherung der Flugzeuge in der trockenen Erde zu versenken!
Ankunft in Avignon
Nun steht der gemütliche Teil an: Ein Abend und den ganzen nächsten Tag in Avignon. Das von Martin Vogel organisierte Hotel liegt sehr zentral. So müssen wir nicht einmal gross nach dem Palast der Päpste suchen, sondern finden ihn direkt gegenüber des Hoteleinganges. Nach einem Apero begeben wir uns in ein libanesisches Restaurant fürs Nachtessen. Die wenigen Flaschen Wein zum Essen sind einigen noch nicht genug und so ging es weiter am Weindegustationsfestival, welches zufälligerweise direkt vor unserem Hotel stattfindet.
Tag 2: Flugfrei
Nach einer mehr oder weniger langen Nacht machen wir uns am nächsten Morgen auf zum Sightseeing! Natürlich darf auch ein Besuch im Papstpalast nicht fehlen. Leider ist der Palast innen sehr karg. Die Museumsbetreiber versuchen, durch die Abgabe von Augmented-Reality-Tablets dem Ganzen etwas mehr Leben einzuhauchen. Der Versuch gelingt mehr schlecht als recht. Nach dem Besuch des Palasts, des dazugehörigen Palastgartens und der bekannten Pont d’Avignon, steht der Nachmittag zur freien Verfügung. Pünktlich um 16:30 Uhr treffen wir uns im Jardin des Doms zum Briefing für den Heimflug am nächsten Tag. Die grobe Route via Dijon ist schnell geplant. Das Wetter allerdings, vor allem der einsetzende Regen am Sonntagnachmittag und die Gewitterzellen über dem Jura, bereiten uns etwas sorgen. Wir einigen uns darauf, früh loszufliegen, um dem Wetter einen Schritt voraus zu sein.
Tag 3: Avignon – Dijon – Kägiswil
Um 08:30 Uhr am Sonntagmorgen begeben wir uns zum Flughafen in Avignon. Uns erstaunen die tiefen Gebühren. Nur 64 Euro kostet die Landung inklusive zweier Übernachtungen pro Flieger. Bevor wir allerdings zu unseren Flugzeugen auf den Tarmac gelassen werden, werden die Lizenzen der Piloten überprüft. Der nette Sicherheitsmann ist sichtlich verwirrt, als fast die ganze Gruppe ihre Lizenzen zückt.
Mit 5kt Gegenwind fliegen wir einige Minuten später los Richtung Dijon. Da es Sonntag ist, sind ziemlich alle Lufträume auf unserem Weg inaktiv und wir kommen schnell bis nach Grenoble. Dort allerdings herrscht viel Verkehr und wir müssen um die CTR herumfliegen bis der Air Traffic Controller uns die Bewilligung Richtung Dijon erteilt.
Die Crew in Avignon vor der HB-PHG
Der Flugplatz Dijon-Longvic (LFSD) ist ziemlich weitläufig jedoch komplett ausgestorben. Die 2400 Meter lange Piste reicht knapp fürs Ausrollen und der nochmals etwa gleichlange Taxiway bis zur Tankstelle fühlt sich auch etwas überdimensioniert an. Wie immer auf unserer Reise werden wir freundlich begrüsst, rasch aufgetankt und schnell abgefertigt. Nach einer kurzen Sandwich-und-Pipi-Pause geht es nach nur 56 Minuten am Boden weiter Richtung Heimat. Die Wetterprognose ist immer noch unverändert und wir erwarten etwas Regen und Gewitter über dem Jura.
Kleine Flieger auf grossen Pisten
Dijon-Longvic verfügt über zwei Pisten. Die längere 17/35, auf der wir gelandet sind, und die 01/19. Beim Abflug macht sich die HB-CZV auf der Piste 17 bereit, dahinter die HB-PHG und die HB-PNG folgt am Schluss. Da für die Crew der HB-PHG die Vorbereitungen der Cessna zu lange dauern, fragten sie kurzerhand, ob sie parallel auf der Piste 19 starten können. Initial scheint der Controller etwas verwirrt, erteilt aber nach kurzem Bedenken die Starterlaubnis. Die HB-PNG folgte auf der langen Piste 17. Dem GPS folgen wir Richtung Les Éplatures, wo wir planen den Jura zu überqueren. Beim Näherkommen sehen wir zwei Regenzellen über dem Jura. Die Crew der HB-PHG versucht, sich einen Weg zwischen den Wolken hindurch zu bahnen, muss dann aber auch aufgeben und absinken. Mit leichtem Regen kommen wir zwischen und unter den beiden Zellen durch. Unser FLARM erinnert uns dabei daran, dass Segelflieger solche Verhältnisse lieben und überall unter den Wolken kleben. Nach Les Éplatures kreuzen wir direkt WIL VOR die TMA von Bern. Den initialen Plan über das Entlebuch via Glaubenbühlpass nach Kägiswil zu fliegen, müssen wir wegen tiefen Wolken aufgeben und fliegen via Malters und Kriens nach Kägiswil. In der inaktiven CTR angekommen werden wir von den Segelfliegern begrüsst. Die HB-PNG gibt einem Segelflieger den Vortritt und nutzt die Gelegenheit mit FI an Bord einen non-standard Anflug zu machen. Der zuerst verlängerte Downwind 03 wird weitergeführt mit einer Base in den Upwind 03 mit der Absicht via Overhead sich wiederum in den Downwind 03 einzufügen. Spontan wird der Upwind 03 dann aber zu einem Downwind 21 umgewandelt und der Anflug schliesslich mit einer (langen) Landung auf Piste 21 abgeschlossen. Nach der Reinigung und Hangarierung der Flugzeuge begeben wir uns zusammen ins Restaurant Adler in Kägiswil. Ein Sandwich zu Mittag war eben doch nicht für alle genug. Mit dem gemeinsamen Debriefing schliessen wir einen erfolgreichen Auslandflug ab.
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön den drei Fluglehrern Martin Vogel, Raphael Ulrich und Jan Greub für die Vorbereitung und Durchführung!
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